Südafrika - Begegnungen in einem Land voller Herzlichkeit

Von den Shimba Hills in Kenia geht die virtuelle Reise ins Innerste des afrikanischen Kontinents heute weiter. Weiter in ein Land, das ganz im Süden des Kontinents zu finden ist.

Ziel des heutigen Reisestopps: Südafrika

Mimi, die auf ihrem Blog Mimi in Wanderland übers Backpacking und ihre Reiseabenteuer berichtet, bei denen Geschichten aus Afrika nicht fehlen dürfen, nimmt dich heute mit ins südliche Afrika und erzählt die die wundervolle Geschichte über die Begegnungen mit den Menschen dort. Kommt mit auf die Reise und lasse dich von der Herzlichkeit der Südafrikaner verzaubern!



München, 15. August 2013: Ich stehe am Münchner Flughafen und kann selbst noch nicht glauben, dass ich gleich in einen Flieger nach Südafrika steige. Bin ich denn total verrückt geworden? Meine erste Reise nach Afrika und noch dazu meine erste Reise alleine. Mit wackeligen Knien stolpere ich vom Gate zum Flugzeug und setze mich. Puh, erst einmal tief durchatmen. Jetzt gibt es kein zurück mehr!

Am Flughafen in Kapstadt angekommen begebe ich mich zur Passkontrolle. Vor mir steht ein mindestens zwei Meter großer Hüne und sieht mich fragend an: "First time in South Africa?" Ich questsche ein verschüchtertes "Yes, Sir!" zwischen meinen Lippen hervor und der Hulk-Typ sagt: "Be careful young lady! People fall in love with South Africa. You might never want to go back home."


Das soll nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich so etwas zu hören bekomme. Dauernd treffe ich Leute, die schon zum zweiten, dritten oder vierten Mal in Südafrika waren. Anscheinend bekommt man einfach nicht genug davon. Und so sollte es mir auch ergehen. Nachdem ich dieses wunderschöne Land zwei Monate lang erkunden durfte, dauerte es nur acht Monate und ich saß schon wieder im Flieger mit Kurs auf Johannesburg.

Szenenwechsel


Kapstadt, 19. August 2013: Auf Anhieb verstehe ich mich super gut mit einem der Angestellten in meinem Hostel in Kapstadt. Brennan kommt zwar aus Südafrika, war aber selbst noch nie auf dem Tafelberg. Wir planen diesen Ausflug also zusammen für den kommenden Tag nach seiner Schicht im Hostel. Da Brennan knapp bei Kasse ist schlägt er vor, zum Fuß des Berges zu trampen. TRAMPEN? WAS? Spinnt der denn vollkommen? Ich schlucke meine Bedenken runter und wir laufen zum nächsten Supermarkt.



Brennan spricht an der Kasse einen Mann an, der eine Flasche Wein und einen Blumenstrauß in der Hand hält. Der Mann ist auf dem Weg ins Krankenhaus, um seine Tochter und sein soeben geborenes erstes Enkelkind zu besuchen. Er war tatsächlich gerade zum ersten Mal Opa geworden. Ohne mit der Wimper zu zucken bietet er uns an, uns ein Stück mitzunehmen. Die ganze Fahrt über strahlt er und erzählt uns, dass er es nicht erwarten könne, den kleinen Wurm gleich kennen zu lernen. Es war zuckersüß. An einer großen Kreuzung steigen wir aus, bedanken uns und wünschen ihm einen schönen Tag. Wow! Meine erste Tramping-Erfahrung war großartig gewesen und so gar nicht beängstigend.

Mit Glücksgefühlen vollgepumpt laufen wir einige Straßen zu Fuß weiter und sprechen die nächsten Menschen an: ein Ehepaar mittleren Alters, das gerade Einkäufe in den Kofferraum lädt. Als wir ihnen sagen wo wir hin wollen, grinsen sie nur und bitten uns, einzusteigen. Und jetzt halt dich fest. Die beiden sind ernsthaft die Betreiber des Kiosks auf dem Tafelberg. Sie fahren uns nicht nur direkt zum Fuß des Berges, sondern nehmen uns auch noch per Seilbahn mit zur Spitze.


Damit soll unsere Glückssträhne aber noch nicht vorbei sein. Während der Fahrt nach oben unterhalten wir uns freudestrahlend über unsere Erlebnisse auf dem Weg und können die Herzlichkeit der Kapstädter kaum fassen. Da spricht uns ein Mann an, entschuldigt sich dafür, unser Gespräch belauscht zu haben und bietet uns doch tatsächlich an, uns später zurück nach Hause zu fahren. Er weiß, wie weit es zurück zu unserem Hotel ist, findet uns so sympathisch und würde uns gerne diesen Gefallen tun. Gibt's das denn? Ich will nicht sagen, dass Europäer/Deutsche nicht nett sind, aber so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft habe ich zuhause noch nie erlebt.



Szenenwechsel


Coffee Bay, 27. September 2013: Ich sitze beim Abendessen im Hostel an einem großen, vollbesetzten Tisch, als sich plötzlich eine etwas ältere Frau neben mich setzt. Sie muss so in etwa Mitte vierzig sein, denke ich mir. Was die bloß hier macht? Sie fragt mich nach dem Salz und so kommen wir ins Gespräch. Wir reden über Südafrika, meine Zeit als Volunteer in einem Waisenhaus, die Apartheid und das Leben in einem kleinen afrikanischen Dorf. Nach fast zwei Stunden intensiver Konversation grinst sie mich an und sagt: "Wow, that's so refreshing. I haven't had such an amazing conversation in ages."


Ihr Name ist Jen und sie ist fast fünfzig, kommt aus Kapstadt und bildet in Coffee Bay die Lehrer an der Montessori Schule aus. Daher wohnt sie nun schon wochenlang in dem Hostel und lernt täglich Backpacker kennen. Am Anfang fand sie das spannend, aber auf Dauer sind es immer die selben Gespräche. Wie heißt du? Wo kommst du her? Was machst du hier? Wie lange bist du in Südafrika? Das nervt tierisch. Bis zu diesem Zeitpunkt kennen wir weder unsere Namen, noch hatte sie bemerkt, dass ich aus Deutschland kommt. Plötzlich steht sie auf, geht und kommt mit einer Flasche Jameson Whiskey zurück. Die hatte sie von ihrem Sohn geschenkt bekommen und sie warte nun schon ewig auf eine Gelegenheit, sie mit jemandem zu teilen. Wir bleiben bis in die Morgenstunden wach, quatschen, trinken viel zu viel und tanzen am Ende in der Bar.

Jen ist bis heute eine sehr gute Freundin von mir und wir haben nie den Kontakt verloren. Ein Jahr später sehen wir uns wieder uns verbringen einige tage zusammen. Sie ist die Person, bei der ich mir in schwierigen Situationen Rat hole. Auch wenn sie altersmäßig meine Mutter sein könnte, sie hat tatsächlich einen Sohn, der älter ist als ich, und aus einer anderen Kultur stammt, verbindet uns so vieles. Diese Begegnung damals hat mir erneut gezeigt, dass es völlig egal ist, woher der andere kommt, was er für einen Hintergrund hat und wie alt er ist. Man kann überall auf der Welt Freunde fürs Leben finden.



Szenenwechsel


Johannesburg, 10. Oktober 2013: "Ich will die ja keine Angst machen, aber ich halte das für wirklich keine gute Idee. Nicht einmal ich war jemals in dieser Gegend und ich bin in Johannesburg geboren. Lass dich wenigstens von einem Taxi direkt zu der Station fahren." Der Besitzer meines Hostels ist so gar nicht begeistert davon, dass ich mit dem Minibus nach Bloemfontein fahren will, um dem Waisenhaus, in dem ich gearbeitet hatte, einen Besuch abzustatten. Minibusse werden wohl nur von den schwarzen Südafrikanern genutzt und ich habe da so gar nichts zu suchen. Scheiß drauf, denke ich mir und rufe ein Taxi. Als ich dem Fahrer sage, wo ich hin will, sieht er mich total perplex an und macht mir schon im Vorhinein klar, dass er mich nur am Rande des Gebiets rauslassen kann. Angeblich wegen des Verkehrs.


Ich steige aus dem Taxi und sehe mich um. OK. Ich verstehe nun was der Hotelbesitzer meinte. Hier ist nicht ein einziger weißer Mensch zu sehen. Zugegeben, ich habe ein etwas mulmiges Gefühl in der Magengegend. Das kommt aber vor allem daher, dass mich alle anstarren als käme ich vom Mars. Einige werfen mir böse Blicke zu, andere raunen: "You shouldn't be here." Mann, was haben die denn alle für ein Problem. Weiß, schwarz, lilablassblaukariert, was macht das denn für einen Unterschied? Dennoch. Ich fühle mich so langsam unwohl.

Da tippt mir jemand auf den Arm. Ich drehe mich um und da steht dieses entzückende, kleine Mädchen, nimmt mich an der Hand, fragt mich, wo ich hin will und begleitet mich zur Busstation. Sie hilft mir dabei, mein Ticket zu kaufen und wartet, bis ich in den Bus steige. Zum Abschied umarme ich sie und bedanke mich. Bis dahin hatte sie kaum ein Wort gesagt. Das letzte, das sie mir dann aber zuflüstert, ist: "Be careful. Not everybody is nice here."


Wenn ich mich daran erinnere denke ich mir oft, dass ich vielleicht ein bisschen lebensmüde war. Es gibt zweifellos Gegenden in Johannesbrug, in denen man sich vor allem als Tourist nicht aufhalten sollte. Wie du aber siehst gibt es überall kleine Engel, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Ich könnte noch von vielen solcher Begegnungen erzählen. Von den zwei bekifften Rastafaris in Coffee Bay, die mir das Trommeln beigebracht haben. Von den drei Jungs in Port Elizabeth, die mich mit ihrem Van in der Gegend rum kutschiert haben, um mir alles zu zeigen - umsonst. Von dem alten Mann im Bus, der sein Essen mit mir geteilt hat und der afrikanischen Mama, die mich so fest umarmt hat, wie ich noch nie in meinem Leben umarmt wurde. Mir ist klar, dass die Umstände in Südafrika nicht die Besten sind. Die Kriminalitätsrate ist hoch. Man muss vorsichtig sein. Ich habe allerdings überall nur Herzlichkeit und Wärme erfahren dürfen. Das ist sicher auch der Grund dafür, dass ich mich so in das Land verliebt habe.


Die Menschen! Ja, die Menschen sind definitiv das Beeindruckendste in Südafrika. Aber mal abgesehen davon: Südafrika hat für mich einfach alles, was sich ein Reisender erträumt. Magische Wälder, überwältigende Berge, türkisblaue Ozeane und eine unvergleichliche Kultur. Es gibt so unendlich viel zu entdecken und zu erleben. Du kannst an feinen Sandstränden in einer Hängematte relaxen oder die Dünen mit einem Sandboard runter rasen. Du kannst dich mit eine, Buch in den Schatten der Bäume setzen oder an einer Zip-Line über die Wipfel rauschen. Du kannst zu einem der zahlreichen schönen Wasserfälle laufen oder sie beim Canyoning herunterspringen. Du kannst mit einem Kanu gemütlich den Fluss hinab paddeln oder dir den Kick beim höchsten Bungee-Jump von einer Brücke holen, den es auf der Welt gibt. Südafrika ist alles. Action, Gemütlichkeit, Genuss, Ruhe, Trubel, Entspannung, Staunen und vor allem Wohlbefinden.

Oft sind es die Begegnungen mit Einheimischen, die eine Reise so unvergesslich werden lassen. Warst du auch schon in Südafrika? Erzähle mir in den Kommentaren von deinen Erlebnissen und Begegnungen mit den Menschen dort.

7 Kommentare

  1. Hallo
    Das hast du wunderbar beschrieben. Mir wurde es gleich warm ums Herz. War 2012 für einen Monat in diesem wunderschönen Regenbogenland und werde wieder gehen.

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    1. Schön zu hören, dass du 2012 eine tolle Zeit dort hattest und es dich wieder nach Südafrika zieht. Wann geht es denn los?

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    2. Leider erst in 3 Jahren, dafür um so länger. Aber ich freue mich schon jetzt riesig darauf und beim Schreiben dieses Kommentars wird es in mir gleich ein wenig "kribbelig".

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    3. Ach, die 3 Jahre gehen sicher schnell vorbei und ehe du dich versiehst bist du wieder in Südafrika. Die Zeit rast eh so schnell. Und Vorfreude ist ja auch etwas schönes.

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    4. Ach, die 3 Jahre gehen sicher schnell vorbei und ehe du dich versiehst bist du wieder in Südafrika. Die Zeit rast eh so schnell. Und Vorfreude ist ja auch etwas schönes.

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  2. Ich kann Dir nachfuehlen. Wir leben schon viele Jahre hier und es ist immernoch der schoenste Ort der Welt. Vieleicht kommst Du uns ja bei Deinem naechsten Urlaub mal besuchen.

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    1. Hallo Olaf! Freut mich zu hören, dass es auch nach langen Jahren noch genauso schön für euch ist! Auf ein Treffen würde ich mich sehr freuen! LG, Mimi

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Ich freue mich über jeden einzelnen Sonnenstrahl von dir, der den Weg zu mir findet.