Lesotho - das Land des kleinen Geldbeutels, aber der großen Herzen

Unsere Reise ins Innerste Afrikas führt uns diesmal in ein Land, das vollständig von einem anderen Staat umgeben ist. Neben dem Land, das wir heute besuchen, ist das übrigens nur bei San Marino und dem Vatikanstaat ebenfalls der Fall. 

Das Ziel: Lesotho.

Reisegefährtin ist die liebe Marlene von Couchabenteurer. Marlene war ein ausgemachtes Couch Potato, bis sie beschloss, ihr Leben zu ändern. In ihrem Blog erzählt sie vom Reisen, von spannenden Erlebnissen sowie den Geschichten der Menschen und wünscht sich damit, Inspirationsquelle und Motivation zu sein - damit aus der Couch zum TV gucken nur mehr die Couch zur Abenteuerplanung wird und aus einem Träumenden ein Reisender.

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Wohl die wenigsten haben schon von einem Land namens Lesotho gehört und auch mir war es fremd, bis ich zum höchsten Pub Afrikas reisen wollte und der Weg dahin eben durch Lesotho führte. 

Denn das kleine Land liegt als Enklave inmitten von Südafrika, obwohl es zu keiner Zeit politisch zu dem Land gehörte und auch heute noch eine eigenständige, wenn auch parlamentarische Monarchie ist. Allerdings eine mit der man keinen Prunk und Personenkult verbindet, denn das Land ist bettelarm. Oder hast du schon mal in der BUNTEN von König Letsie III. gehört? Wohl nicht. 

Das Land liegt, umringt von den wunderschönen Drakensbergen, zum größten Teil auf einem sehr kargen Hochplateau und hat gerade mal eine Fläche von 30.355km². Ein Winzling also unter den afrikanischen Staaten. 


Seine Bevölkerung stammt zu 99% vom Bantuvolk der Basotho ab. Ein sehr stolzes Volk mit gelebter Tradition, Kultur und Identität. Und das erlebe ich auch genau so. 

Ich bin über den Sanipass, einer weltberühmten Serpentinenstraße, nach Lesotho eingereist und Gast in einem typischen Basotho Dorf. Unser Guide und Fahrer pflegt seit seiner Kindheit Kontakte in dieses Land und möchte auch uns dieses Volk näher bringen. Ich fühle mich unwohl, denn die karge Landschaft, die ärmlichen Strohhütten und die einfachen Menschen stehen zum Kontrast meiner modernen Welt. Ich möchte nicht Armut vorgeführt bekommen und wie in einem Museum durch die Häuser dieser Menschen laufen. 


Doch es kommt ganz anders! Wir sind eingeladen in das Haus einer Basotho-Frau und wir sprechen über Wohlstand, Glück und über ihr einfaches Leben. "Weißt du", sagte unser Guide, "ich habe so einen Hirten mal gefragt, wie viel Geld er auf der Bank hat. Er gab an, kein Bankkonto zu haben. Kein Geld unter dem Kissen zu horten und gerade mal fünf Rand in seiner Tasche zu haben." "Dann bist du ja bitterarm?" "Ich habe eintausend Schafe, ein Haus und eine Familie, ich denke nicht, dass ich arm bin.", erwiderte der Hirte. "Bei zwanzig Euro pro Tier macht das zwanzigtausend Euro", merkt unser Guide noch an. Dann erzählt ihm der Hirte, dass er unsere Welt nicht versteht. Die Touristen kommen abgespannt, depressiv und mit Sorgen belastet in sein Land. Sie haben vergessen, was Glück bedeutet, wie viel die Liebe der Familie und das Miteinander und die Fürsorge im Verband wert sind. "Ich bin reich an Werten, die ihr euch wünscht, aber mit Geld nicht kaufen könnt." Ich schlucke, als ich diese Geschichte höre, denn zu gut kenne ich unser modernes Leben. Entfremdet, oft freudlos und von Konsum geprägt. Plötzlich sehe ich das Volk der Besotho mit ganz anderen Augen und wünsche mir viel mehr ihrer Werte auch in meiner Welt. 

Und wieder fällt mir die Statistik ein, die besagt, dass Lesotho eines der ärmsten Länder dieser Welt ist, dass 45% der Bevölkerung arbeitslos ist und doch scheint mir die Lebensfreude, das Miteinander und die Fürsorge im Dorfverband so viel wertvoller als aller Wohlstand, den wir täglich erleben. 


Und so wird der Besuch für mich zu einer unschätzbar wertvollen Lektion und ein wenig länger wäre ich auch gerne noch geblieben. Ich habe mir gewünscht zu lernen, wie man wie sie das Brot über einer offenen Feuerstelle bäckt, wie man seine Kleidung mit der Hand wäscht und im Einklang der Natur und den Tieren lebt. Dinge, die ich so nie kennengelernt habe und die mir völlig fremd sind. Aber in der Hauptsache wäre ich gerne geblieben, weil ich gerne Teil der Gemeinschaft geworden wäre. Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe und der Zusammenhalt, so wird mir in dem Moment wieder klar, ist das, was ich am meisten in Deutschland vermisse. 

Auch wenn ich nur für einen Tag in diesem kleinen Land war, so hat es mich doch geprägt und mir gezeigt, dass Geld noch lange kein Glück ist und dass auch ein Wohlstandsindex nichts über die Lebensfreude der Menschen aussagt. 

Danke Lesotho, dass ich dein Gast sein durfte und dich anders kennengelernt habe, als durch nüchterne Zahlen.

Eine schöne Begegnung mit Lesotho und seinen Bewohnern. Warst du selbst auch schon einmal in Lesotho? Wie hast du das Land und seine Menschen erlebt? 

10 Kommentare

  1. Nein ich war noch nie in Lesotho, aber es klingt schön, was Du schreibst. :-)

    liebe Grüsse
    Karen

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    1. Ich selbst war ebenfalls noch nie in Lesotho, finde es aber auch spannend, was Marlene uns da zu erzählen hatte.

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  2. Dieses Reise-Projekt durch Afrika ist so verdammt spannend! Ich schreibe ja gerade an meiner Bewerbung für ein FSJ und jedes Mal fallen mir neue Länder ein, in denen ich gerne mein Jahr verbringen würde... Momentan sind meine Favoriten Ghana (dank dir, Wibke!), Mosambik und Malawi :)
    Liebe Grüße,
    Malika

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    1. Freut mich, dass du die Afrika-Reihe so spannend findest.
      Na ich würde ja dann sagen mache dein FSJ in Ghana (= Aber Malawi und Mosambik sind auch echt spannend. Wann machst du das FSJ denn? Nächstes Jahr?

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    2. Genau, ich mache im Frühling 2016 mein Ab und dann möchte ich im September los... Ich bewerbe mich einfach mal auf alle drei und gucke dann, was draus wird :D

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  3. Moin! Leider war ich ebenfalls noch nicht in Lesotho aber so wie du es beschreibst wäre es mit Sicherheit eine Reise wert. Vielen Dank für deinen Reisebericht und beste Grüße von der Seiseralm

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    1. Gib Bescheid, falls es dich einmal nach Lesotho verschlägt (=

      Grüße zurück auf die Seiseralm

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  4. Lesotho klingt ja wirklich sehr spannend. Die Angst, dass es etwas bedrückend wird, hätte ich vermutlich auch. So ging es mir auch, als ich mit einer Freundin ihre türkische Familie "auf dem Land" nahe Izmir besucht habe. Die Leute lebten ganz anders als wir und ihre uralte Großtante lebte mit ihrem Großonkel in einer Ein-Zimmer-Hütte. Beide waren unheimlich gastfreundlich und haben ihr Brot auch selbst gebacken und ihre Hühner selbst großgezogen.
    Das war für mich sehr beeindruckend!
    Liebe Grüße!

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    1. Danke, dass du die schöne Geschichte über die Gastfreundschaft der türkischen Großtante und ihrem mann hier erzählt hast. Solche Geschichten finde ich immer wieder schön. Meistens ist es ja wirklich so, dass die Menschen, die so ganz anders leben als wir es gewohnt sind diejenigen sind, die uns am meisten prägen bzw. beeindrucken.

      Liebe Grüße

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  5. Hahahaa! Ich hatte in der 5.-9. Klasse auf dem Gymnasium einen Lehrer, der 5 Jahre in Lesotho unterrichtet hatte. Wir alle haben immer wieder darüber gewitzelt, das "der Bansi" aus'm Busch kommt und nun wieder in Deutschland ist. Ein Blick in den Diercke-Weltatlas bestätigte, dass Lesotho irgendwo an einem unerreichbaren Ort ist.
    Lange lange habe ich nicht daran gedacht, und nun beschreibst Du mir, dass mein Mathelehrer an einem bezaubernden Ort war.

    Das "nichts haben, aber sehr reich sein" kenne ich von Herzen. In meinem Leben ist es einmal zufällig dazu gekommen, dass ich mich komplett gereinigt habe. Nun lebe ich meine kleinen Träumchen, und bin zufrieden mit dem was ich habe. Die Beschreibung des Glücks, das ich dabei empfinde, würde hier jetzt zu weit führen...

    Fazit: Toller Artikel und insgesamt ein schöner Blog, auf dem ich noch ein Weilchen verweilen werde.

    Lieben Gruß, Polly

    P.S. Gambia ist nicht ganz von einem Land umschlossen, da es eine kleine Küste hat. Aber ansonsten ist es von Senegal umarmt ;-)

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