Immer wieder beschleicht mich die Frage, warum gefühlt alle in die Ferne schweifen, obwohl es in Deutschland genau so schön sein kann und man viel sehen und erleben kann.
Ich reise gerne und ich liebe es, in zuerst fremde Kulturen einzutauchen und Begegnungen mit Menschen zu machen, die aus mir noch unbekannten Ländern stammen. Aber muss Reisen eigentlich immer bedeuten, dass man einmal um die halbe Welt fliegen muss, nur um an einen schönen Ort zu kommen, an dem man Spannendes erleben kann?
Gerade jetzt, wo der Herbst unaufhaltsam vor der Tür steht, die Tage kürzer werden, sich die Blätter an den Bäumen bunt färben und der Geruch nach gerösteten Kastanien, Zwiebelkuchen und neuem Wein in der Luft liegt, frage ich mich, warum wir nicht öfter die eigene Heimat erkunden. Es gibt doch nichts Schöneres, als der Natur in den Weinbergen bei ihrem Farbenspiel zuzuschauen und die letzten Sonnenstunden in einer tollen Umgebung zu genießen.
Zu Studienzeiten habe ich in Landau gelebt, einer vergleichsweise kleinen Stadt in der Pfalz. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass ich es während der ganzen Zeit dort nie geschafft habe, eine Tour durch die Weinberge in unmittelbarer Nähe zu machen. Klar waren wir Teil verschiedenster Weinfeste, aber die regionalen Weinberge haben uns nie wirklich interessiert. Dinge ändern sich, man hat einen anderen Blick auf die Umwelt und seine Umgebung, als das noch vor ein paar Jahren der Fall war und man lernt die schönen Fleckchen seiner Heimat viel mehr zu schätzen. Zumindest geht es mir so. Umso schöner, dass ich es nun, mit fast 30 und trotz neun Jahren als quasi Landauerin, endlich in die Weinberge geschafft habe.
Das Wochenende zum Tag der Deutschen Einheit eignet sich perfekt für eine kleine Wanderung durch die Weinberge der südlichen Weinstraße.
Schon früh morgens steht die Sonne am Himmel und es verspricht, ein schöner Tag zu werden, an dem uns ein Farbkonfetti nach dem anderen erwartet, sich die Sonne noch einmal von ihrer Sonnenseite zeigt und es viel zu entdecken gibt - von Edenkoben über St. Martin nach Maikammer zurück nach Edenkoben.
In Edenkoben startet unsere kleine Wanderung. Zuerst schlendern wir ein wneig durch die Innenstadt, um uns dann auf den Weg Richtung St. Martin zu machen. Wir gehen vorbei an alten Fachwerkhäusern, einem Friedhof und erreichen schon bald die ersten Weinberge.
Hinter jeder Wegbiegung befindet sich etwas anderes, das es zu sehen gibt. Es werden Blumen vom Wegesrand gepflückt, die Weinberge erkundet, den ein oder anderen Henkel Trauben stibitzt und darüber gestaunt, wie schön doch der Herbst mit seinen goldenen Farben und der Stimmung, die sie vermitteln, sein kann und welch Glück es doch ist, in der Nähe einer solch traditionsreichen Region zu leben.
Nach gut zwei Kilometern erreichen wir bereits den traditionsreichen Weinort St. Martin mit seinem unter Denkmalschutz stehenden historischen Stadtkern. Mit den alten Fachwerkhäusern, der liebevoll gestalteten Innenstadt und dem Pfälzer-Flair, das der Ort versprüht, hat uns St. Martin direkt verzaubert. Besonderes Highlight ist die historische Weinlese "Anno dazumal", zu der wir gerade rechtzeitig kommen und uns mit einem leckeren, frisch gepressten Traubensaft eine kurze Verschnaufpause gönnen. Das Dorf und seine Menschen versprüht diese ganz eigene Pfälzer-Freundlichkeit, die auch viele landauer inne haben. In dem Ort gibt es noch Pfälzer-Essen aus Omas Zeiten, das wirklich zu empfehlen ist. Auf unserem Weg durch den Weinort schlendern wir an dem ein oder anderen kleinen Laden vorbei, in denen es allerhand Dinge zu kaufen gibt und genießen die Sonne, die uns ins Gesicht scheint.
Vom idyllischen St. Martin führt uns der Weg zurück in die Weinberge und weiter nach Maikammer. Wieder geht es vorbei an Weinreben und je später es wird, umso mehr Menschen kreuzen unseren Weg. Es scheint, als wäre die ganze Pfalz heute hier unterwegs um einen schönen Tag zu genießen. Drei Kilometer später erreichen wir Maikammer. Im Gegensatz zu St. Martin ist der Ort fast etwas enttäuschend, denn wirklich etwas zu entdecken gibt es nicht. So lassen wir uns in einem Straßencafè nieder und lassen uns mit Kaffee und heißer Schokolade verwöhnen, bis es zurück in die Weinberge geht und wir uns auf den Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt, Edenkoben, machen.
Zurück in Edenkoben geht ein schöner Tag mit einer tollen Tagestour durch die südliche Weinstrasse und der Erkenntnis, dass man sich solch kleine Auszeiten viel öfter nehmen sollte, zu Ende.
Gibt es in deiner näheren Umgebung auch Orte, die richtig schön sind und die du aber noch nicht besucht hast, obwohl sie nur einen Katzensprung entfernt liegen?
Wie cool. Ich war Mitte September nördlich von Neustadt auf der Weinstraße wandern. Ich war wirklich begeistert, wie schön die Region ist und kann dir nur zustimmen, dass man nicht immer in die Ferne schweifen muss.
AntwortenLöschenWunderschön wie rötlich die Blätter in deinen Fotos sind.
Wir waren u.a. in Deidesheim, was neben den Weinbergen auch ein wirklich sehenswerter Ort ist.
Wie schön. Die Region um Deidesheim ist auch wirklich toll und Deidesheim ein sehenswerter Ort. Zuletzt war ich im letzten Jahr dort.
LöschenFreut mich, dass dir die Bilder gefallen. Ich war auch total fasziniert von den Farben der Blätter.