Cabo Verde - Warum Santo Antão und São Vicente einen Besuch wert sind

Nachdem ich dich in Afrika - Geschichten aus dem Inneren eines Kontinents schon mit zum Anfang unserer Reise nach Afrika genommen habe, tauchen wir heute zusammen ins Innere des schwarzen Kontinents ein. 

Das erste Ziel unserer Reise: die Kapverden.

Steffi von Segeln mit Yemanja nimmt uns mit zu den kapverdischen Inseln. Sie liebt die wunderbare Vielfalt dieser Erde und segelt gerade gemeinsam mit ihrem Mann um die Welt. Zurzeit liegen sie mit ihrem Schiff in Salvador, Brasilien. Die Kapverden besuchten sie im Februar diesen Jahres und heute erzählt sie uns die Geschichte vom Karneval in Mindelo und ihrer Wandertour durch die wunderschöne Landschaft Santo Antãos. 

©Peter Fitzgerald


Die Frage ist, wann.
Vorher?
Danach?
Oder zu einer ganz anderen Zeit?

Selbst wenn du ein Karnevalsmuffel bist, lässt sich die Frage nicht so einfach beantworten. Denn Karneval in Mindelo auf São Vicente, Cabo Verde, Afrika, ist ein buntes Fest, das jedes Auge erfreut.

Unser Chip in der Kamera ist schneller voll und das Akku schneller leer, als die Königin hoch auf dem Wagen vorbei kommt.

An den Sonntagen vor Karneval verwandeln die Mandingas Mindelo in einem tanzenden Tumult. Der Namen leitet sich von der ethnischen Volksgruppe Mandinkas aus Westafrika ab. Doch die pechschwarz glänzenden Mandingas, obwohl von Natur aus nicht weiß, verdanken ihre Hautfarbe angeblich dem Zink aus alten Batterien, das sie mit Holzkohle und Fett vermischt auf die Haut auftragen. Schwarze Baströcke, Speere und indigener Schmuck verleihen ihnen zusätzlich ein martialisches Aussehen. Wenn sie dann nachts trommelnd durch Mindelos Gassen ziehen, bleibt wohl kein Herz davon unberührt.


Karnevalsdienstag am Nachmittag geht es dann richtig los: Mindestens vier Gruppen, jede regiert von einer Königin, bewerben sich darum, als beste Gruppe gekürt zu werden. Jede Gruppe besteht aus einer Band, die ein Lied immer und immer wieder spielt und vielleicht acht oder zehn Untergruppen, die dazu tanzen. Und dann sind da natürlich die Wagen...

Schon die Aufstellung ist ein Spektakel: Leicht bekleidete und schwer geschminkte Mädchen, Frauen und Männer werden mit einem Bagger in luftige Höhe gehoben, um auf farbenfrohen und fantasievollen Wagen die Gruppe zu begleiten. Und dann geht es auch schon los: Eine tanzende, mit Federn geschmückte junge Sambatänzerin - sie kann auch älter sein oder sogar ein Mann sein -  führt die Gruppe an. Danach folgen Kinder, alte Damen, gemischte Gruppen in bunten Kostümen. Unser Chip in der Kamera ist schneller voll und das Akku schneller leer, als die Königin hoch oben auf dem Wagen vorbei kommt.


Und dann, nach einer kurzen Pause, ist die nächste Gruppe dran. Und die nächste. Und die nächste...

Irgendwann in der Nacht ist es vorbei. Wenn du nicht vorher dort warst, ist es spätestens am nächsten Morgen an der Zeit, nach Santo Antão zu reisen.

Unser Fahrer wählt die spektakuläre und holprige Route über die Berge.

Von Mindelo aus fahren wochentags dreimal täglich Fähren hinüber nach Porto Novo. Etwa vierzig Minuten dauert die Fahrt, die ganz schön schaukelnd werden kann: Zwischen den Bergen auf den Inseln São Vicente und Santo Antão beschleunigt sich der immer wehende Passatwind auf beachtliche Stärke.
Dieser Passatwind ist auch für das Klima auf den Kap Verden mit verantwortlich: Die Inseln im Osten, Sal, Boa Vista, Santiago und Maio sind flach, da braust er samt den Regenwolken darüber hinweg. So ist Sal eine Wüste, die künstlich versorgt wird. Sie hat dennoch die größte touristische Bedeutung , weil sie Sandstrand und Wind und Wellen zum Surfen bietet.
Auch von den Inseln im Westen sind nur Santo Antão und Fogo hoch genug, um in den Gipfeln die Passatwolken und den Regen zu fangen - und auch das nicht überall.

Am Ausgang des Fährterminals in Porto Novo warten die Fahrer der Sammeltaxis oder Alugers auf ihre Kunden. Wie in einer Versteigerungshalle stehen sie auf den Treppen mit Schildern zu ihrem Ziel in der Hand. Ganz gewiefte fangen die Touristen zielstrebig ab und verladen sie in ihren Kleinbus. Jedoch, es gibt offizielle preise und daran halten sie sich auch weitgehend. Das Gepäck, soweit es nicht ins Auto passt, wird am Dach verladen. Und dann geht es los:

Im Grunde gibt es nur vier Strassen auf Santo Antão: eine neue der Küste entlang in den Norden, eine nach Süden nach Tarrafal, die aber auf halber Strecke in eine Lehmpiste übergeht, eine weitere im Westen und eine über die Berge von Porto Novo nach Ribeira Grande. Die Pflastersteine für die alten Straßen wurden von den Sklaven per Hand verlegt.


Wir wollen nach Ponta do Sol im Norden. Unser Fahrer wählt die spektakuläre und holprige Route über die Berge! sanft und doch wild zerklüftet steigen sie im Osten und Süden an. Zwischen staubigen und dornigen Akazien leuchten ein paar Fackellilien und viel rote Erde.


Mit etwa 40 km/h schlängelt sich der Kleinbus hinauf in die Berge, bleibt immer wieder an antemberaubenden Aussichtspunkten stehen. Wir blicken zurück auf Porto Novo, auf São Vicente und später hinab nach Paúl da Cova. In diesem fast kreisrunden eingestürzten Krater wachsen Bohnen und andere Feldfrüchte auf wie ein Flickenteppich angelegten Feldern. Hoch oben sind wir jetzt, es wir kühl und neblig. Kleine, gedungene Apfelbäume wachsen neben bescheidenen Häusern. Immer wieder überholen wir den Eselskarren. Spätestens jetzt wird klar: Auch auf Santo Antão ist das Leben hart.

Wie kommen die Kinder in die Schule?

Und dann folgt der atemberaubendste Teil der Fahrt: Wild zerklüftete Bergrücken, bewachsen mit Agaven und spärlichem Grün, fesseln immer wieder unseren Blick! Wir wissen kaum, wohin wir zuerst blicken sollen, in jeder Richtung tun sich großartige Ausblicke auf. Auf manchen Hängen und in unwegsamen Tälern stehen Häuser. Schon jetzt erkennen wir: Dorthin kommt man nur zu Fuß oder mit dem Esel. Gibt es dort Strom? Wasser? Wie kommen die Kinder in die Schule?


Das wird uns klar, als wir von Cruzinha da Garca die Küste entlang zurück nach Ponta do Sol wandern, zu Fuß, Serpentinen hinauf und Serpentinen hinunter, vorbei an Ruinen, an Wasserfässern, von denen Wasser hoch in die Berge gepumpt wird, entlang einer Stromleitung und teilweise auch einer Wasserleitung. In einem Dorf flicken die Kinder Fischernetze, junge Männer lösen Bohnen aus und eine junge Frau verkauft Erfrischungsgetränke aus dem heimischen Kühlschrank. Auch Cachupa, das Nationalgericht aus Bohnen und Mais, bereitet sie zu. Hunde liegen auf dem Pflasterweg, der Hahn kräht vom Dach des Ziegenstalls, eine Frau trägt die Essensreste zu den Schweinen, die weit ab von den Häusern ihre Ställe haben.


Auf einem dieser steilen Wege kommt uns eine Gruppe adretter Schulmädchen entgegen. Sie bitten um eine Spende, damit sie vom nächsten Ort aus den Schulbus nehmen können. Bis dahin sind sie ja schon gut zwei Stunden unterwegs, auch wenn sie wie Zicklein die Wege entlang springen. Jeder gespendete Escudo wird penibel in einem Schulheft festgehalten, der Spender unterschreibt. Wir geben gerne - zu sehr beeindruckt mich ihr Los!

Auch die Wanderung von Paúl da Cova duch die Ribeira do Paúl hinunter nach Vilas das Pombas ist beeindruckend - und ganz anders. Denn die Ribeira do Paúl ist ein fruchtbares Tal, in dem Mangos, Bananen, Papaya und andere exotische Früchte wachsen. Sogar der Fluss selbst wird landwirtschaftlich genutzt, ist in kleine Felder eingereiht. Hier leben auch noch Menschen in den traditionellen Steinhäusern.


Das Leben scheint hier weniger hart zu sein als im Rest der Insel, doch auch hier haben die Männer außerhalb der Feldarbeit wenig zu tun: Sie lungern herum, während die Frauen sich noch um die Kinder kümmern. Die Arbeitslosigkeit ist hoch.

Fische werden gewogen, verkauft und ausgenommen.

In Ponta do Sol wartet noch ein faszinierendes Schauspiel auf dich: Die Heimkehr der Fischer. Die eigentlichen Fischerboote liegen vor dem Hafen an Bojen, in den Hafen selbst können nur kleine Boote einfahren, und auch das nur bei einlaufender Flut. Ein Boot nach dem anderen kommt herein, wird mit vereinten Kräften schnell an Land gezogen, denn der Platz ist begrenzt. Fische werden gewogen, verkauft und ausgenommen, das halbe Dorf schaut zu. Muränen sind eine besondere Spezialität, ebenso Hummer. Diesmal ist auch ein Regenbogenfisch dabei. Die freilebenden Hunde freuen sich auf ein Festmahl.


Uns war die Zeit zu kurz, drei Tage reichen nicht für Trekkingtouren im Landesinnern oder einen Ausflug in den Süden - lass dir also Zeit. Santo Antão lohnt sich. Jederzeit!

Meine Tipps


Lage: Die Kap Verden liegen vor dem Senegal im Atlantik. Santo Antão ist die westlichste Insel.

Anreise: TAP Air Portugal über Portugal nach São Vicente, von dort mit der Fähre nach Santo Antão.

Geld: Escudos können am Geldautomat mit EC-Karte gezogen werden, vorausgesetzt, er ist gefüllt, was am Wochenende und um Karneval herum problematisch sein kann.

Kommunikation: Amtssprache ist Portugiesisch, Umgangssprache Creol, Tourismussprache Französisch, Englisch wird kaum gesprochen. Internet und WiFi ist auf Santo Antão nicht verfügbar, manche Hotels haben dennoch wenigstens eine Email-Adresse.

São Vicente: Auf São Vicente gibt es ein großes Hotel und einen schönen Strand, wo auch Windsurfen möglich ist. Daneben ist das beste Restaurant der Insel, das Sto Andre. Es hat nur tagsüber geöffnet und ist von Mindelo aus mit dem Aluger oder Taxi zu erreichen.
Zum Sundowner empfiehlt sich die Bar an der Marina oder im Fishing Club, der in dem modernen Gebäude vor dem Fährterminal untergebracht ist. In beiden kann man interessante Leute treffen und es gibt WiFi.

Unterkunft Ponta do Sol: In Ponta do Sol gibt es einige wenige einfache Herbergen, deshalb am besten im Voraus reservieren. Das Por do Sol Arteliegt direkt am Uferweg und hat auch Zimmer mit Meerblick. Nicht jedes Zimmer hat ein eigenes bad. Nachts kann es empfindlich kalt werden und die vorhandenen leichten decken reichen unter Umständen nicht. Wer schnell friert sollte selbst eine Decke oder einen Schlafsack mitbringen.

Essen und Trinken Ponta do Sol: Ein gutes Restaurant in Ponta do Sol ist das Calheta an der Uferstrasse gegenüber dem Taucher (wenn du da bist weißt du, was ich meine). Auch im Por do Sol Arte kann man gut essen, muss allerdings vorbestellen. Neben Muränen, Hummer und Cachupa ist der handgemachte Ziegenkäse zu empfehlen. Der Wein aus Fogo ist auch sehr gut, allerdings sind seine Vorräte begrenzt, da der Vulkanausbruch im Winter 2014/2015 die Weinberge zerstörte.

Warst du auch schon auf den Kapverden oder würdest sie gerne einmal bereisen? Wie hat es dir gefallen und hast du noch weitere Tipps für eine Reise dorthin?

8 Kommentare

  1. Woow, was für ein MEGA Reiseziel! Richtig außergewöhnlich <3
    Die Bilder sind großartig!

    Liebst, Colli
    tobeyoutiful

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    1. Liebe Colli,
      stimmt, die Kapverden sind wirklich ein ausgefallenes Reiseziel. Ich finde die Bilder auch richtig toll.

      Liebe Grüße

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  2. Sehr schöner Post, welche auch sehr informativ ist! Vor allem die Bilder finde ich sehr gelungen :)
    Bei mir findet übrigens auch eine Blogvorstellung statt, es würde mich freuen wenn du daran teilnimmst, da dein Blog echt schön ist!
    Allerliebst Chloé♥
    http://la-vie-est-belle-lynnchloe.blogspot.de/

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    1. Ja, die Bilder, die Steffi gemacht hat, sind wirklich richtig toll.

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  3. Super spannende Fotos! Klingt nach einer tollen Reise. :-)

    Herzlich,
    Anna

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    1. Für Steffi war es wohl sicher eine tolle Reise. Ich finde ja vor allem die Geschichte des Karnevals in Mindelo super interessant und auf jeden Fall eine Reise wert.

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  4. Afrika ist so ein Land, was andere sicher als "unsicher" bezeichnen würden, aber ich finde es einfach nur interessant. Die Lebensverhältnisse, die Geschichte, einfach alles ist dort doch ganz anders als hier. Ich denke, es lässt einen selber auch nochmal sein eigenes Leben überdenken und man wird bestimmt auch unsere Lebensverhältnisse mehr zu schätzen wissen.

    Wunderbare Bilder und ein noch besserer Bericht!

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  5. Wow. Schöner Beitrag und tolle Bilder. Der Karneval war auch sicherlich ein Erlebnis, die Landschaften sehen aufjedenfall atemberaubend aus.

    LG

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