Namibia - Guided Bushmenwalk

Nachdem uns die Reise ins Innere des afrikanischen Kontinents zuerst zu den kapverdischen Inseln geführt hat, geht es heute zu unserem nächsten Zwischenstopp. 

Das Ziel? Namibia. 

Lynn von Lieschenradieschen reist lässt dich in ihre Erlebnisse in der Namib eintauchen und erzählt dir die Geschichte des uralten Volkes der San. 

Zuerst aber möchte sie sich einmal kurz selbst vorstellen. 
Ich bin Lynn, 20 Jahre alt und begeisterte Reisende. Da meine Eltern schon immer gerne unterwegs waren, wurde mir das Reisefieber sozusagen in die Wiege gelegt. In Europa habe ich mittlerweile schon relativ viel abgegrast, weshalb ich meine Kreise ausdehnen musste. Neben Nordamerika bin ich irgendwann in Kenia gelandet. Damit hat meine kleine Passion für Afrika begonnen. Vor allem der Süden, also Südafrika und Namibia, hat es mir angetan. Zuletzt war ich in Namibia und habe dort eine Tour gemacht. Vierzehn Tage und Nächte lang war ich immer mit dem Zelt unterwegs und der Natur ganz nah. Dabei habe ich viel über Land und Leute kennengelernt. 

Über eine ganz besondere Begegnung möchte ich dir heute berichten. 

 ©Weltatlas
  • ©Welt-Karten
"Oh, schaut mal, da ist ein Spinnennest. Soll ich mal nach der Bewohnerin graben?"
In meinem Kopf schreit eine Stimme ganz laut: "Nein! Lieber nicht." Aber trotzdem stehe ich genau so interessiert um unseren Guide herum wie alle anderen. Besagter Guide hatte sich bereits fallen lassen und fing an, mit seinen Händen ein großes Loch auszuheben.

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Ich befinde mich in Namibia, genauer gesagt in der Namib Wüste. Eine der ältesten Wüsten der Welt und vor allem bekannt durch ihre roten Dünen. Bereits zu Anfang lerne ich, woher diese rote Farbe kommt. Der Guide zaubert einen Magnet aus der Tasche und hält ihn an den Wüstensand. Sofort lädt dieser sich auf und der Beweis ist erbracht, die Wüste ist tatsächlich magnetisch. Die rote Farbe ist demnach nicht mehr als Rost.


Ich hatte mich entschlossen, an einem Guided Bushmenwalk teilzunehmen. Angeleitet wird dieser von Francis, der von seinem Großvater das alte Wissen der San gelernt hat. Die San sind ein uraltes Volk aus dem südlichen Afrika, die zum Teil immer noch nomadisch leben. Während der Kolonialzeit waren die Traditionen und Bräuche der verschiedenen Ethnien, also auch der der San, verboten. So ist viel altes Wissen verloren gegangen, welches normalerweise von Generation zu Generation weitergegeben worden ist. So konnten die Eltern von Francis keine Werte an ihn weitergeben. Allerdings hatte er das Glück, noch von seinem Großvater lernen zu dürfen. Heutzutage gibt es außerdem einige Freiluftmuseen, in denen sich die Menschen traditionell kleiden und Besuchern zeigen, wie man Feuer macht und ähnliches. Mir gefällt es allerdings viel besser, dass Francis völlig normal aussieht und nicht eine Show abspielt.

Aber kommen wir zurück zur Spinne. 

Nach einigem Graben liegt sie tatsächlich im Sand. Bei mir keine Spur von Ekel, sondern nur Faszination. "Die ist ja ganz weiß!"
Ich meine mir fast einzubilden, dass die Spinne ärgerlich drein blickt, sauer über unser Auftauchen. Bei dieser Art handelt es sich um die radschlagende Weissspinne, die sich bei Gefahr in einem halsbrecherischen Tempo die Dünen herunter kugelt. Leider bleibt uns dieser Anblick erspart, aber ich kann die Dame auch gut verstehen, ist sie doch eigentlich nachtaktiv und im Moment sicherlich eher verschlafen.

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Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Francis erzählt der Gruppe und mir eine Menge über das Leben der San. So kann er zum Beispiel die Spuren im Sand fast wie eine Zeitung lesen. Er sieht, wo eine Eidechse plötzlich angefangen ist zu laufen, weil sie von einem größeren Tier gejagt wurde. Warum die Spuren plötzlich enden oder warum eine zweite hinzukommt. Das Tier dabei zu bestimmen ist natürlich ein Kinderspiel für ihn. Er kann anhand der Dünen ablesen, wo Norden und wo Süden ist. Ja, selbst in der Wüste würde er noch Wasser finden. Mir fällt es schwer, alles zu behalten, obwohl ich das Erzählte aufsauge wie ein Schwamm. In meinem Kopf spielen sich bereits Szenarien ab, wie ich mich verhalten würde, sollte ich plötzlich alleine in der Wüste sein.

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Noch mehr beeindruckt bin ich allerdings, als Francis erzählt, dass er einmal durch die Wüste bis ans Meer und wieder zurück gegangen sei, einfach, weil er es kann! Jeder von uns wäre vermutlich verdurstet oder hätte sich verlaufen und wäre dann verdurstet.

Besonders beeindruckt haben mich aber die Geschichten über Interaktionen in der Gruppe. Wusstest du, dass jeder Fußabdruck genau so individuell ist, wie ein Handabdruck? So ist fremdgehen innerhalb der Gruppe quasi fast unmöglich, da man ja am nächsten Morgen die Abdrücke der beteiligten Personen gesehen hätte.

Allerdings sind nicht alle Geschichten so amüsant. Muss zum Beispiel eine Mutter ihr Kind zurück lassen, weil es krank oder zu schwach ist, um zu folgen, darf diese nicht weinen. Erst abends darf sie sich dann ans Feuer setzen, mit den Augen im Rauch, damit man ihre Tränen nicht als solche erkennt.

Man merkt bei unserem Spaziergang, wie hart das Leben in der Wüste ist. Die Tage der San waren und sind es ja zum Teil immer noch, von der Suche nach Wasser und Nahrung bestimmt. So erzählt uns Francis weiter, dass überall im Wüstenboden Straußeneier versteckt sind. In diesen lässt sich oft über lange Zeiträume Wasser speichern. Oftmals zeigen auch alte Felsgravuren, die man überall im südlichen Afrika findet, solche Wasserstellen. Sie fungieren quasi als eine ältere Version der Landkarten.

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Ich bin unglaublich fasziniert, wie viel Wissen sich über die Jahrhunderte angesammelt hat. Über essbare Pflanzen, verschiedenste Wetterphänomene und Tiere. Und ich merke, wie wenig ich doch über die Natur weiß und das macht mich tatsächlich auch etwas nachdenklich. Tief bewegt verabschiede ich mich von Francis und bin dankbar, dass er sein Wissen mit uns geteilt hat. Wahrscheinlich hätte er uns aber auch noch viel mehr erzählen können.

Kanntest du schon die Geschichte der San? Hast du vielleicht selbst schon eine Tour durch die Namib gemacht und etwas über dieses Urvolk gehört und über die weiten Sanddünen erfahren? Oder würdest du selbst gerne einmal eine Tour durch die Wüste machen, hattest aber bisher noch nicht die Gelegenheit dazu? 

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