Warum es einen anderen Blick ermöglicht, wenn die Farbe aus dem Bild weicht.
Die Überschrift dieses Artikels könnte ebenso gut "Ghana in schwarz-weiß" heißen. Und doch heißt sie nicht so, da sie dem, was nun folgt, nicht ganz gerecht werden würde.
Was Bilder erzählen
Bilder erzählen Geschichten. Sie erzählen Geschichten, die Worte manchmal nicht erzählen können. Und doch sind sie wie Worte, die ein Bild malen. Nur, dass das Bild schon vorhanden ist und seine ganz eigene Geschichte erzählt, die jeder von uns anders interpretiert. In ein und dem selben Bild siehst du womöglich etwas ganz anderes als ich. Schreiben wir dagegen etwas auf, dann kann das zwar auch von jedem von uns anders interpretiert werden, aber letztendlich lenken wir die Gedanken durch das Geschriebene in eine bestimmte Richtung.
Bilder sind da ganz anders. Sie erzählen das, was das Auge sieht und lassen zu, dass jeder seine eigene Geschichte zu dem, was er auf dem Bild sieht, im Kopf hat. Das ist das Schöne daran, dass ein einziges Bild so viele unterschiedliche Interpretationen zulässt.
Je nachdem, welche Farbgebungen das Bild hat, wird auch die Interpretation anders. Farbenfrohe Bilder zeigen förmliche vorbeirauschende Farbgewitter, Bilder hingegen, aus denen die Farbe gewichen ist, zeigen die ungeschönte Wahrheit. Sie zeigen, was wirklich hinter dem Bild steckt. So kann es gut sein, dass das gleiche Bild eine völlig andere Wirkung hat, wenn man es als Farbfotografie sieht oder man es so betrachtet, wie früher alle Bilder einmal waren. In schwarz-weiß.
Die Farbe aus dem Bild weichen lassen
Gerade wenn es um das Fotografieren von Urlaubserinnerungen geht zeigen die Bilder die Landschaften, die Menschen und vielleicht sogar die Tiere des Urlaubslandes in Farbe. Ähnlich ist es bei Städtereisen. In Farbe wirkt das Ganze und man bekommt einen Eindruck darüber, welch unterschiedliche Farbspiele zum Beispiel der Dschungel bereit hält oder in wie vielen verschiedenen Blautönen das Meer leuchtet.
Aber ist das alles? Ist es das, was wir zeigen möchten? Das, wie es wirklich aussieht? Vielleicht mag das alles sein, aber ändert man einmal die Betrachtungsweise, indem man die Farbe aus dem Bild nimmt, dann entsteht ein völlig neuer Blickwinkel. Ein Blickwinkel, mit dem wir so vielleicht gar nicht gerechnet haben. Und dann passiert es: Das Bild strahlt etwas ganz anderes aus, als das, was es noch ausgemacht hat, als es in sämtlichen Farben geleuchtet hat. Aber nicht nur das. Es erzählt auch eine völlig neue, andere Geschichte als zuvor.
Besonders spannend ist es, wenn Bilder von Ländern gezeigt werden, mit denen wir automatisch farbenfrohe Kleidung, Landschaften in den unterschiedlichsten Grüntönen und Sonnenuntergänge in den verschiedensten Farbnuancen assoziieren. Denn dann wir der Blick nicht mehr von den wunderschönen Farben abgelenkt, sondern fokussiert sich einzig und alleine auf das Wesentliche. Auf das, worauf es bei dem Bild ankommt.
Ghana in schwarz-weiß
Ghana beziehungsweise der ganze afrikanische Kontinent lebt von der Assoziation der bunten Farben. Besonders Sonntags finde ich es in Accra immer toll, wenn alle ihre schönsten und buntesten Kleider tragen und in die Kirche gehen. Dann mag ich es besonders, das Treiben auf den Straßen zu beobachten und mich in den bunten Farben zu verlieren. Die Stoffe, die Landschaften mit ihrem satten grün, der roten Erde und dem blau des Meeres sind es, was das Land für mich zum Teil ausmachen. Das alles gehört einfach dazu und ist ein Stück Ghana.
Ganz anders wirkt das Bild von Ghana (und auch jedem anderen Land) aber, wenn man es so betrachtet, wie es ist. Ohne die vielen Farben, aber mit den unterschiedlichen Graustufen. Dann sieht man das Land ohne abgelenkt zu werden und so, wie es wirklich ist, obwohl das große Ganze immer noch das selbe ist. Nur der Blickwinkel hat sich geändert.
Viele sind der Meinung, dass zu Afrika die bunten Farben einfach dazu gehören. Eine nette Leserin sagte auch einmal, dass sie sich in dem Artikel über die Faszination Afrikas bunte Bilder gewünscht hätte. Für sie passen solche Bilder einfach besser zu dem Bild, das sie vom schwarzen Kontinent hat.
Genau das ist es, was es so spannend macht. Denn ich finde, dass es durchaus Sinn macht, auch einmal den Blickwinkel zu ändern und anders auf die Dinge zu schauen. Und wer weiß, vielleicht entdecken wir dann sogar etwas, das uns vorher gar nicht aufgefallen war.
Ich finde es immer wieder spannend, was die schwarz-weiß Fotografie alles aus Bildern machen kann. Aber nicht nur ich habe ein bisschen damit herum experimentiert, um Ghana einmal aus einer anderen Sicht zu zeigen, sondern auch Aleksandra. Um wieder neue Inspiration zu bekommen nahm sie sich vor, im August nur in schwarz-weiß zu fotografieren. Eine spannende Idee, aus der sie kurzerhand eine Blogparade dazu startete. Besonders toll ist auch der Beitrag zur schwarz-weiß Fotografie von Christina, die eine Serie von Valencias Laternen veröffentlicht hat. Ihre Bilder musst du dir unbedingt anschauen, denn so ganz ohne Farbe wirken die Laternen einfach nur toll.
Du siehst also, dass es auch ohne Farbe geht und so die Bilder eine ganz andere Struktur bekommen.
Wie stehst du zu schwarz-weiß Bildern? Gefallen sie dir oder bleibst du lieber bei der Farbfotografie? Und wie sieht das bei deinen Reisefotos aus? Bist du da experimentierfreudig oder belässt du sie dann lieber doch in Farbe? Ab damit in die Kommentare.
erstmal hallo und danke für die verlinkung :) und dann gratuliere ich dir auch zu deinem beitrag, er ist auch sehr persönlich und toll geworden. den blickwinkel verändern, das empfinde ich auch beim entziehen der farben und auf seine bilder eine andere perspektive zu bekommen kann sehr interessant sein!
AntwortenLöschenGerne.
LöschenFreut mich, dass dir der Beitrag gefällt.
Liebe Wiebke,
AntwortenLöschenein Beitrag, der zum Nachdenken anregt. Am liebsten würde ich gleich in ein Flugzeug einsteigen und zu dir runterfliegen, damit du mir die Orte zeigst, wo du die Fotos aufgenommen hast :-)
Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich finde es schön, wie du sagst, das Bilder von jedem anders interpretiert werden können, uns Worte aber meistens, es sei denn sie sind doppelsinnig, in eine Richtung lenken.
Mir gefallen die Bilder vom Meer und Strand sehr gut. Spannend finde ich auch das Foto auf dem Markt, weil ich nicht genau weiß, was die Frau da verkauft, und das Foto mit der Frau und dem älteren Herren. Sie schaut ganz selbstbewusst in die Kamera und er grinst etwas verschmitzt, wirkt aber gleichzeitig auch schüchtern. Da frage ich mich, was die zwei verbindet und in welcher Situation das Foto entstanden ist. Es bleibt also vieles offen für Interpretationen.
Liebe Grüße
Aleksandra
Liebe Aleksandra,
Löschenna dann nichts wie los und einen Flug nach Accra buchen (=
Es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt und du auch die Bilder magst. Die Bilder vom Strand mag ich auch gerne. Das Bild mit der Frau und dem älteren Herrn wurde übrigens auf einer Beerdigungsfeier aufgenommen.
Danke dir für deine lieben Worte.
Viele Grüße
Ich fotografiere viel lieber in schwarzweiß als in Farbe, das war auch schon immer so :D Vor allem Personenfotos in schwarzweiß finde ich einfach viel eindrücklicher. Man achtet automatisch mehr auf das Gesicht, anstatt auf Harrfarbe etc.
AntwortenLöschenDeine Bilder gefallen mir sehr gut, besonders das mit den Fischerbooten! Man achtet automatisch mehr auf die Bildstruktur, wenn die Bilder nicht farbig sind. Und es ist unserer Fantasie überlassen, die Orte in Gedanken farbig zu gestalten :)
Liebe Grüße,
Malika
Hallo Malika,
Löschengerade Portraits oder allgemein Bilder von Personen wirken in schwarz-weiß wirklich viel besser. Man konzentriert sich einfach viel mehr auf das Wesentliche.
Freut mich, dass dir die Bilder gefallen.
Liebe Grüße
ich bin generell der Meinung, dass bei Scharz-Weißen Aufnahmen viel mehr die Seele der Menschen zu sehen ist, als in Farbe :)! Einfach wunderschön! Besonders deine super eingefangenen Momente!
AntwortenLöschenDa hast du Recht.
LöschenEs freut mich, dass dir die Bilder gefallen.
Ich persönlich liebe ja farbige Aufnahmen und gerade in fremden Ländern schwöre ich auf das Einfangen dieser neuen (Farb-)Welten. Doch ich muss sagen, dass mich deine schwarz-weiß Aufnahmen wirklich inspirieren. Sie haben eine ganz andere Wirkung auf mich und wirken irgendwie wie etwas, was längst als Vergangen gilt. Viel emotionaler, eindeutig. Wirklich sehr schön eingefangen.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße sende ich dir,
Sarah