Wenn dich das Fernweh gepackt hat, es in den Fingern kribbelt und dich dieses Fernweh-Gefühl nicht mehr los lässt, dann heisst es, Inspirationen für die nächste Reise sammeln. Reiseinspirationen gibt es überall und unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Hat dich das Reisefieber gepackt ist es oft so, dass du dich mit dem neuen, Unbekannten beschäftigst. Sei es beim Restaurantbesuch mit Freunden, bei dem du ein exotisches Gericht probierst, beim Einkaufsbummel durch die Stadt, bei dem du am Marktstand mit frischem Obst stehen bleibst und du gar nicht anders kannst, als die Früchte aus fernen Ländern zu kaufen, um ein neues Gaumenerlebnis zu haben oder im Buchladen um die Ecke, der förmlich dazu einlädt, sich inspirieren zu lassen.
Ich kann an Buchläden nur schwer vorbei gehen. Sie ziehen mich magisch an und auch wenn ich mir vor einem Stadtbummel fest vornehme, den Buchladen dieses Mal nicht zu betreten, scheitere ich kläglich, da ich einfach nicht an ihnen vorbei gehen kann, ohne den Blick zumindest in das ein oder andere Buch geworfen zu haben. Viele Bücher, die es dort zu finden gibt, handeln von deinen Sehnsuchtsorten und spielen auf allen Kontinenten der Welt. Sie thematisieren das Reisen an sich in all seinen Facetten und sie inspirieren.
Seit ich das erste Mal Fernweh geleckt habe (das Fernweh-gen habe ich wohl von meinem Vater geerbt), kann ich an Büchern, die auf irgendeine Art etwas mit dem Reisen und dem entdecken neuer Welten zu tun haben, nur schwer vorbei gehen. Ich möchte eintauchen in eine andere Welt, die ich so vorher noch nicht kannte und mich in andere Länder träumen. Dafür sind Bücher perfekt.
So tummeln sich wegen meiner Liebe zum afrikanischen Kontinent etliche Bücher über Afrika und über Ghana, es finden sich aber auch viele weitere Bücher über andere Länder. Die Bandbreite ist dabei sehr unterschiedliche- es finden sich Biographien verschiedenster Persönlichkeiten darunter, Romane mit Geschichten über das Unbekannte, aber auch Sachbücher. Ein Buch, auf das ich besonders stolz bin, ist zum Beispiel "Die andere Seite der Sonne" von Hardy Krüger, in dem er Geschichten über die Südsee, den Dschungel Brasiliens, Irland, Berlin und den Weißen Nil im Osten Afrikas erzählt. Wohl liegt es aber auch daran, das im Hardy Krüger im Buch eine persönliche Widmung für mich hinterlassen hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die drei Bücher, die ich dir heute vorstellen möchte, sind die, die gerade nach und nach gelesen werden wollen. Schon seit ich denken kann bin ich eine kleine Leseratte. Im Sommerurlaub am Strand unter dem Sonnenschirm auf der Luftmatratze liegend noch viel mehr, als daheim. Ohne Buch ging gar nicht und es kam nicht selten vor, das ich an einem einzigen Tag ein Buch von Anfang bis zum Ende gelesen hatte. Das Meer vor mir war da eher zweitrangig, so sehr faszinierten mich damals die Geschichten, die in den Büchern erzählt wurden. Bis heute hat sich das nicht geändert, auch wenn ich wegen der Arbeit und der von mir gegründeten NGO Amebii Ghana nicht mehr so oft zum Lesen komme. Die Zeiten, in denen ich mich dann doch einmal mit einem Buch und einer Tasse Kaffee auf den Balkon setzen kann, sind dafür dann umso wertvoller, denn sie werden zur quality time.
So tummeln sich auf meinem Wohnzimmertisch gerade "#10 Tage - In zehn Tagen um die Welt" von Christoph Karrasch, "Couchsurfing im Iran - Meine Reise hinter verschlossene Türen"* von Stephan Orth und "Einmal München - Antalya, bitte. Von der Kunst, langsam zu reisen."* von Thomas Käsbohrer.
Drei Bücher, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zwei der Bücher wurden mir zum Vorstellen und Lesen zur Verfügung gestellt - vom Piper Verlag und von Concepts4u. Am dritten Buch, das ich dir hier zuerst vorstellen möchte, konnte ich einfach nicht vorbei gehen und musste es haben.
Christoph Karrasch: #10 Tage - In zehn Tagen um die Welt
Inhalt
In zehn Tagen um die Welt klingt erst einmal etwas verrückt und man stellt sich automatisch die Frage, ob es denn überhaupt möglich ist, in nur zehn Tagen einmal um die Welt zu reisen. Der Videoblogger und Reisejournalist Christoph Karrasch hat aber genau das getan. Diese Art zu reisen mag vielen für völlig mischugge erscheinen, aber wenn man eben keine Zeit hat, ein Jahr oder länger die Welt zu bereisen, setzt sich einem wohl irgendwann der Floh der kürzesten Weltreise der Welt in den Kopf und je mehr man darüber nachdenkt, umso mehr kribbelt es in den Fingern und man möchte diese verrückte Reise dann auch wirklich machen. Die Idee, in zehn tagen um die Welt zu reisen, ist an und für sich schon etwas speziell, wäre aber auch zu einfach. So lässt Christoph Karrasch die Reiseroute von seinen Lesern und Followern bestimmen. Einzige Bedingung: die Reiserichtung ist vorgegeben. Von Südamerika nach Nordamerika weiter nach Australien/ Ozeanien über Asien bis nach Afrika. Fünf Kontinente, aus denen Karraschs Leser jeweils einen beliebigen Ort aussuchen durften. Der Ort mit den jeweils meisten Stimmen wird dann der Zielort des jeweiligen Kontinents. So entstand die Reiseroute Lima - Las Vegas - Auckland - Kathmandu - Kapstadt. Nicht genug, dass die Follower die Orte bestimmen dürfen, an die die Reise führen wird, sie dürfen hristoph auch Aufgaben stellen. So stellt er auf dem Flug nach Lima zur Auswahl, entweder ein Meerschweinchen zu essen, da das in Peru als völlig normal erachtet wird oder einen Paragliding Flug über die Stadt zu machen und für Auckland gibt es die Option, Maori-Skulpturen zu schnitzen und den traditionellen Haka-Tanz zu lernen oder auf den Sky Tower zu steigen und herunter zu springen. Der Autor erfüllt während seiner zehntägigen Weltreise aber nicht nur diverse Aufgaben, sondern taucht immer mal wieder ein bisschen in die Kultur des jeweiligen Landes ein und sieht Ecken, die man sonst vielleicht nicht zu sehen bekäme. Zumindest erst Recht nicht in solch einer kurzen Zeit.
Christoph Karrasch war es gewohnt, an seine Grenzen zu gehen und Herausforderungen zu meistern. Diese Reise allerdings geht auch an ihm nicht spurlos vorbei. Wegen eines Grippevirus überlegt er in Las Vegas, dem zweiten Stopp an Tag drei der Reise, sogar, das Vorhaben, in zehn Tagen um die Welt zu reisen, ganz ab zu blasen und auf direktem Wege nach Hause zu fliegen. Dann jedoch gibt es Entwarnung und das Vorhaben, in zweihundertvierzig Stunden fünf Kontinente zu bereisen, Neues zu erleben und für kurze Zeit in eine andere Kultur einzutauchen, geht weiter. So konnte er gegen Ende der Reise auch noch etwas Gutes tun. Etwas, das nicht geklappt hätte, wäre das Unterfangen #10 Tage abgebrochen worden.
Gedanken zum Buch
Schon alleine der Titel fasziniert mich. In zehn Tagen um die Welt. Fast unmöglich. Was als nächstes folgt ist allerdings die Frage, die sich mir beim Reisen eigentlich immer stellt. Ist es überhaupt möglich, in solch einer kurzen Zeit einen richtigen, authentischen Eindruck von Land und Leuten zu bekommen? Bisher war ich immer der Meinung, dass das nicht möglich wäre und es umso besser ist, länger an einem Ort zu verweilen, um die Mentalität der Menschen und das Leben im jeweiligen Land besser kennen zu lernen und verstehen zu können. Christoph Karrasch zeigt, dass es auch anders geht und man auch einen authentischen ersten Eindruck über das Land bzw die Stadt bekommen kann, wenn man sie nur kurz besucht. Vielleicht erlebt man diese Stadt dann sogar noch etwas intensiver, da man weiß, dass einem nur ein paar Stunden bleiben, um in sie einzutauchen und man so viel mehr wahrnimmt und die Sinne geschärfter sind. Je mehr Seiten man gelesen hat, umso mehr wird klar, dass der Autor zwar ein kurzes, authentisches Bild des jeweiligen Ortes bekommt, es aber gar nicht das Ziel der Reise ist, die fünf Länder, die er bereist, in all ihren Facetten zu entdecken. Für mich stellt sich mittlerweile sowieso immer öfter die Frage, ob es überhaupt möglich ist, ein Land komplett kennen zu lernen und seine Kultur zu verstehen, denn man kann noch so integriert sein, irgendwo bleibt man doch immer ein Fremder. Genau so verhält es sich meiner Ansicht nach auch mit den Backpackern und wie sie alle heissen. Es ist fast unmöglich, so tief in ein Land einzutauchen, egal, wie viel Zeit man dort verbringt. Daraus kann man Karrasch also keinen Strick ziehen, denn er saugt trotz der kurzen Zeit alles in sich auf, was nur geht und nutzt die 24 Stunden, die ein tag hat, bis zum Ende aus.
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Egal, ob zehn Tage, zehn Wochen oder zehn Jahre. Egal, ob auf Weltreise oder auf Heimatsuche. Egal, ob mit lautem Getöse oder im stillen Kämmerlein. Egal, ob für sich oder für andere. Weniger "Das schaffe ich ja eh nicht mehr", mehr "Los geht's!"
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Dank der farbenfrohen Erzählungen merkt man gar nicht, wie sich Seite um Seite umblättern und man hat das Gefühl, selbst mitten in der Reise zu stecken. An vielen Stellen hat man das Gefühl, in Karraschs Rucksack zu sitzen, so hautnah erlebt man die Erzählungen mit. das liegt vermutlich auch daran, dass im Buch immer mal wieder QR Codes zu finden sind, die den Leser mit auf die Reise nehmen. Eine schöne Idee, die das Ganze noch etwas authentischer und bunter macht. So kann man ganz einfach das erste Video der Reise zum Zwischenstopp Lima und auch all die der anderen Orte anschauen. Besonders schön sind auch die Zwischenzeilen, in denen es immer mal wieder heißt "ich wollte schon immer mal". Christoph Karrasch hat viele dieser "ich wollte schon immer mal".Sicher gibt es nicht nur ihn, dem es so geht, auch ich habe etliche davon und bin mir fast sicher, dass du sie auch hast. Der Unterschied ist aber, dass Karrasch diese "ich wollte schon immer mal" letztendlich auch in die Tat umsetzt, denn es heißt zum Beispiel auch, dass er schon immer mal eine Weltreise machen wollte und schon immer mal ein eigenes Buch schreiben wollte. Beides Punkte, die er nun umgesetzt hat und die zeigen, dass alles möglich ist, egal wie verrückt es im ersten Moment erscheinen mag. Etwas, das dem Buch allerdings ein bisschen Abbruch tut ist, dass an manchen Stellen der Eindruck entsteht, Karrasch macht das ganze Blimborium um diese Weltreise nur, um zu beweisen, dass er diese Idee, deren Sinn dahinter für manch einen wirklich fraglich erscheint, einfach durchziehen kann und auf Teufel komm raus zeigen möchte, dass man die Welt eben auch innerhalb kürzester Zeit bereisen kann- egal, ob ein gewisser Sinn dahinter steckt oder nicht.
Zielgruppe
Das Buch ist geeignet für alle, die sich gerne in andere Länder mitnehmen lassen, die sich inspirieren lassen möchten, die eigenen Grenzen auf Reisen (aber auch im Leben) austesten möchten und sehen wollen, was in unserer schnelllebigen Zeit alles innerhalb weniger Stunden möglich sein kann. Ich sage bewusst sein kann, da das Buch eben auch zeigt, dass alles kann, aber nichts muss. Karrasch ging an seine Grenzen, er hat ein Experiment gewagt, das viele für unmöglich halten bzw gehalten haben und viele, die ähnlich ticken, werden das Buch sicher spannend finden. Diejenigen, die das ganze Vorhaben etwas kritischer sehen, werden aber auch auf ihre Kosten kommen. Letztendlich wird das Buch die Gemüter spalten. Die einen werden es super finden und die anderen werden sich denken, was das für ein Schwachsinn ist. Wer ausgefallene Reisegeschichten lesen möchte und richtig in die fünf bereisten Orte eintauchen möchte, wird mit dem Buch wahrscheinlich nicht so viel anfangen können wie jemand, der sich einfach ein bisschen berieseln lassen möchte und gerne ein kurzweiliges Buch über eine etwas andere Reise lesen möchte.
Stephan Orth: Couchsurfing im Iran
Inhalt
Couchsurfing im Iran. Ein Buch, das es so eigentlich gar nicht geben dürfte, denn Couchsurfing ist im Iran verboten. Die iranische Regierung verbietet es den Menschen nämlich, Kontakt mit Ausländern zu haben, der über das "normale Maß" hinaus geht. Stephan Orth stört das nicht sonderlich und er wagt dennoch das offiziell Verbotene und begibt sich auf eine Reise hinter Irans verschlossene Türen. Statt einer Sightseeing-Tour zu berühmten oder besonderen Bauwerken und Museen erkundet Orth das, was hinter den Türen liegt und begibt sich in eine Welt, in der sich die Iraner und Iranerinnen ungestört fühlen. Eine Welt, von der er sich erhofft, das "wirkliche" Leben der Iraner kennen zu lernen. Mit dieser Reise möchte Orth das authentische Iran zeigen und den meist negativen Medienberichten entgegen wirken. So verläuft die Reise ziemlich ungeplant, denn festlegen möchte er sich nicht. Vielmehr achtet Orth stark darauf, immer möglichst flexibel zu sein, um so möglichst viel zu erleben und mitzubekommen.
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Es gibt Momente auf Reisen, wo plötzlich das Fernwehglitzern nicht mehr ein Stück von dir ist, sondern auf dich wartet und plötzlich genau da bleibt, wo du bist. Wo Zukunft und Vergangenheit egal sind und du denkst, der der bisherige Weg war nur die umständliche Anreise im Zickzack zu genau diesem Punkt, und was jetzt noch folgt, ist nicht mehr als die umständliche Abreise. Wo du schon Sehnsucht bekommst, während du noch da bist.
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Neben einem Sadomaso-Geheimtreffen in einem öffentlichen Park und einem Trinkgelage mit einem persischen Prinzen finden sich im Buch immer mal wieder diese kleinen Momente, in denen Orth die Reise bzw. einzelne Momente wie den, der das Zitat oben beschreibt, tiefgründiger reflektiert und auch normale, unscheinbare Alltagsgeschichten ihren Platz in der Geschichte finden. Daneben findet die Reiseplanung auch immer wieder ihren Platz, was sich auch kaum vermeiden lässt, wenn man ein Land couchsurfend bereisen möchte. Damit die ganze Planerei nicht zu trocken und langweilig wird, finden sich im Buch immer wieder längere oder kürzere SMS zu der Couchsuche, die diese Sequenzen etwas auflockern sollen.
Gedanken zum Buch
Was Bücher über Reiseberichte betrifft, bin ich oft eher kritisch. Nicht nur bei #10 Tage ging es mir so, auch bei dem Buch hier bin ich eher zwiegespalten, da ich oft zu hohe Ansprüche an das Buch habe. Das mag daran liegen, dass ich selbst gerne Reise und als Bloggerin auch den ein oder anderen Reisebericht schreibe, kann aber auch damit einher gehen, dass ich schon ein bestimmtes Bild darüber habe, wie das Buch sein sollte, wenn ich nur den Titel lese. Dass das nur bedingt sinnvoll ist, ist mir zwar bewusst, abschalten kann ich es trotzdem nicht. Orth schafft hier den Spagat und erzählt auf eine schöne Art spannendes über das leben der Iraner und Iranerinnen, das man in der Art wohl als Reisende durch den Iran so nicht zu sehen bekäme. Zudem ist es immer wieder beeindruckend zu lesen, dass die Iraner sich ihre Freiheit trotz der vielen Verbote und Bestrafungen nehmen und einen guten Weg gefunden haben, das iranische System zumindest teilweise zu umgehen.
Etwas, mit dem ich allerdings so gar nichts anfangen kann, ist der eingebildete, etwas forsche Schreibstil des Autors. Orth versucht förmlich, Grenzen zu überschreiten und sich in das Verbotene zu katapultieren. Das Ziel der Reise, so sagt er, ist es ja, so viel Verbotenes wie möglich zu machen. Etwas, das ich nicht ganz nachvollziehen kann. Statt wirklich zu versuchen, einen richtigen Eindruck vom Land zu bekommen und den Leser mit auf eine spannende Reise durch ein Land zu nehmen, von dem man meist außer dem, was einem so in den Medien verkauft wird, nicht viel weiß versucht Orth zwanghaft, den Lesern irgendetwas spektakuläres und super tolles zu präsentieren, von dem oft nicht ganz klar ist, ob er meint, dadurch nun wirklich das "richtige" Leben dort kennen zu lernen oder die Intention dahinter einfach ist, so viel Verbotenes zu tun, wie nur geht und so viele Sensationen auflisten zu können, wie eben möglich sind.
Dennoch erzählt das Buch sehr kurzweilig eine Geschichte aus einem ausgefalleneren Reiseland, die durch die Begegnungen mit den Menschen vor Ort besticht. So findet sich im Buch zum Beispiel die Geschichte einer Frau, die Orth mit zu einem Ausflug nimmt, mit ihrer abgelaufenen Reiseführerlizenz die Reiseleiterin spielt und sich dafür auf der Arbeit sogar krank meldet und noch viele andere kleine Geschichten in der großen ganzen, die das Buch wirklich lesenswert machen.
Zielgruppe
Für alle, die einmal einen Blick hinter die Kulissen des Schurkenstaates werfen wollen und die hautnah miterleben wollen, wie den Mullahs ein Schnippchen geschlagen wird, ist das Buch genau richtig. Es lässt hinter die Fassade blicken und zeigt, dass die Iraner eben auch Menschen sind wie alle anderen, die ihre Freiheit genau so lieben und ausleben wie die Menschen in anderen, weniger streng regierten Ländern. Ist man auf der Suche nach ein bisschen Abenteuer gepaart mit der Verrücktheit, Verbotenes zu tun und Grenzen auszuloten, sollte man das Buch auf jeden Fall lesen. Diejenigen, die hier allerdings eine tiefgründige Erzählung über das Land und eine Menschen erwarten und denen eine eher oberflächliche Sicht nicht genügt, werden wohl enttäuscht werden. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dass das Buch für Menschen, die sich mit dem Islam, der islamischen Kultur und den Ländern, in denen diese Religion vorherrsch, beschäftigen und sich noch dazu für die Politik in solchen Ländern interessieren, super geeignet ist, das es nochmal einen ganz anderen Blickwinkel auf das Leben dort zeigt, als es die Berichte, die man sonst zu diesem Thema zu lesen bekommt, jemals könnten.
Thomas Käsbohrer: Einmal München - Antalya, bitte
Inhalt
Fünf Monate entlang der Küsten des Mittelmeeres unterwegs zu sein klingt für alle, die das Meer lieben, einfach nur toll. Statt sich, wie normalerweise üblich, ins nächste Flugzeug von München ins türkische Antalya zu setzen, entscheidet sich Käsbohrer für einen etwas anderen Weg. Den Weg übers Meer. Mit seiner Levje, einem kleinen Segelboot, führt die Reise entlang der italienischen Küste über die Straße von Otranto nach Orthonoi weiter zur griechischen Inselwelt bis nach Antalya. Blaise Pascals Zitat "Die Abenteuer beginnen, wenn wir unser Zuhause verlassen" beschreibt die Geschichte vom Meer sehr gut und wird dem Buch schon auf den ersten Seiten gerecht. Wenn man, wie Käsbohrer, fünfzehn Jahre lang auf diesen einen Moment wartet, in dem man endlich zur Reise über das Mittelmeer lossegeln kann, dann ist das fast schon magisch. Und das spürt man beim Lesen auch. Das Buch erzählt in gewisser Weise auch eine Reise zum Autor selbst und wie es ist, alles hinter sich zulassen und sein Leben neu zu ordnen, weil man einen Traum hat, der immer wieder hervor lugt und in den Gedanken aufblitzt und der einen nicht mehr los lässt. Es erzählt von den Menschen am Meer, den Begegnungen mit ihnen, von dem Mut, der dazu gehört, wenn man alleine auf sich gestellt über das Meer segelt, der Freiheit und der Schönheit, die einem am Meer begegnet.
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Ein Fischer, der mit wenigen Handgriffen in einem türkischen Hafen ablegt. Ein Gondoliere in einem Kanal in Venedig, der sein Schiff mit scheinbarer Leichtigkeit bewegt.
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Es sind die Momente, die zuerst unscheinbar sind, die das Buch ausmachen. Wie zum Beispiel die Begegnung mit den Honigsammlern von Bayir. Begegnungen machen das Reisen aus und das ist es auch, was im Buch zum Vorschein kommt. Die Erlebnisse auf hoher See, die Menschen, die Käsbohrer auf seiner Reise trifft, die Erfahrungen beim Segeln, die Angst auf der Reise, die der Autor in einem eigenen Kapitel beschreibt und die vielen Bilder, die die Erzählungen immer wieder auflockern und authentisch machen, sind es, die das Buch zeigen möchte. Und es beschreibt, was das Besondere am langsamen Reisen ist, denn es ist ein gewaltiger Unterschied,ob man sich einfach in ein Flugzeug setzt oder der Weg zum Zielort schon eine kleine Reise an sich ist.
Gedanken zum Buch
Da ich mich weder mit der Türkei noch mit dem Segeln auskenne, ich aber das Meer liebe und nicht genug davon bekommen kann, klang das Buch für mich dennoch interessant. Nachdem ich nun einen Eindruck von der Geschichte bekam, muss ich aber sagen, dass ich persönlich mit den Passagen über das Segeln nicht wirklich etwas anfangen kann, was aber einfach daran liegt, dass mein Vater zwar früher auch ein kleines Segelboot hatte und wir, als ich noch ein Kind war, immer auf einem See in der Nähe gesegelt sind, ich mich damit aber so gar nicht auskenne. Ich fand es immer schön, den Wind in den Haaren zu spüren und war begeistert, aber die ganzen Handgriffe, die man beachten muss und alles andere, was zu einem Segeltourn dazu gehört, ist mir fremd. Ein weiteres Manko ist, das es das Buch momentan nur als ebook-Version gibt. Zwar tut es der Geschichte an sich keinen Abbruch, schöner ist es dennoch immer, die Seiten umblättern zu können, das Papier, auf das die Buchstaben, die sich zu Worten und Sätzen zusammen fügen, gedruckt wurden, anzufassen und das Gefühl zu haben, ein "richtiges" Buch in der Hand zu haben.
Authentisch wird das Buch durch eine Karte, die darin verlinkt ist und durch ein Video mit Impressionen, die dem Leser noch mehr das Gefühl geben, bei der Reise dabei zu sein und besonders schön zu lesen fand ich die Geschichten über die Menschen am Meer. Käsbohrer beschreibt sie authentisch und nah am Leben der Menschen und weiß, wie man mit Worten Bilder zeichnet. Er erzählt ohne irgendetwas schön zu reden von den Erfahrungen der Reise und der Erkenntnis, dass Reisen alleine eben nicht reicht. Man muss schon etwas machen. Eine Erkenntnis, die gleichermaßen genial und simpel ist.
Zielgruppe
All jene, die gerne segeln, sich dafür interessieren oder selbst schon eine längere Reise mit dem Segelboot gemacht haben, sind bei dem Buch genau richtig. Auch alteingesessene Segler werden sich sicher inspiriert fühlen, nachdem sie das Buch gelesen haben. Träumt man vom Meer, ist das Buch bestimmt auch gut geeignet und Abenteuerlustige und diejenigen, die die Geschichte aus dem Leben eines Mannes lesen möchten, der es vorzieht, schon den Weg zum Ziel in vollen Zügen auszukosten und zur Reise vor dem Zielort zu machen, sollten das Buch ebenfalls lesen. Genau so wie all jene, die sich für die Menschen in verschiedenen Teilen der Welt und ihre Geschichten interessieren. Wer den dazugehörigen Blog Mare Più kennt, wird definitiv nicht enttäuscht sein, denn einige Geschichten daraus sind auch im Buch wieder zu finden. Die Leser, die bei dem Titel ein Buch erwarten, das eine oberflächliche Handlung erzählt und die nicht völlig in die Welt des Meeres und allem, was dazu gehört, eintauchen möchten, werden wohl eher enttäuscht sein, denn sie werden meiner Meinung nach an dem Buch keinen Spaß haben.
Bist du auch so eine Leseratte wie ich? Dann erzähle mir, welche Bücher du gerade liest und ob du auch so gerne in ferne Länder eintauchst. Vielleicht hast du ja eines der drei Bücher schon gelesen- wie hat es dir gefallen?
*Die Bücher wurden mir vom Piper-Verlag und von Concepts4u kostenlos und bedingungslos zur Verfügung gestellt.
*Die Bücher wurden mir vom Piper-Verlag und von Concepts4u kostenlos und bedingungslos zur Verfügung gestellt.
Hallo :-)
AntwortenLöschenEine schöne Asswahl, vor allem die Gegensätzlichkeit zwischen in 10 Tagen um die Welt und Langsam reisen finde ich interessant. Bisher habe ich noch keines der drei Bücher gelesen, finde jedoch v.a. das Buch über Couchsurfing im Iran interessant. :-)
Liebe Grüße
Simone Commeamus
Stimmt, die Gegensätze von "In 10 Tagen um die Welt" und dem langsamen Reisen liegen da ziemlich weit auseinander.
AntwortenLöschenCouchsurfing im Iran ist ein wirklich interessantes, wenn auch etwas spezielles Buch und solltest du die Gelegenheit bekommen, es zu lesen, dann mache das auf jeden Fall.