Reise-Inspiration einer Fernwehsüchtigen II


Bücher und ich, das ist so eine Sache. Ein Haus oder eine Wohnung, in der es keine Bücher gibt, finde ich leblos. Schon seit ich klein bin finden sich bei uns etliche Bücher in zwei alten Holzregalen im englischen Stil. Sie stehen rechts und links neben unserem Marmorkamin und strahlen Leben aus. Ein Haus ohne Bücher ist ein Haus, in dem ich mich nicht wohl fühlen würde. So ist es nur schwer verwunderlich, dass ich mir irgendwann, wenn ich groß bin, ein ganzes Zimmer voller Bücherregale wünsche. Dazu ein kleiner Kamin, einen Holztisch passend zu den Regalen und ein gemütliches Sofa, das geradezu dazu einlädt, ein Buch zur Hand zu nehmen und sich in eine andere Welt versetzen zu lassen.

Ich gehöre zu den Menschen, die schon immer gerne gelesen haben. Die Bücher, die wir in der Grundschule lesen mussten, fand ich auch noch ganz gut, irgendwann dann aber während meiner Zeit auf dem Gymnasium fand ich die Schullektüren nur grässlich und las die Bücher oft noch nicht einmal bis zur Hälfte.Während meiner Studienzeit war es nicht anders. Anders dagegen war es bei den Lektüren, die wir im Französischunterricht lesen mussten. Die habe ich immer verschlungen, da ich dich Geschichten um Au revoir, les enfants und Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran einfach mochte. Einzig und alleine Madame Bovary war ein eines der Bücher, die ich gehasst habe. Aber auch das hat sich mittlerweile geändert und ich habe mit ihr und ihrer Geschichte meinen Frieden geschlossen.


Viel lieber lese ich noch heute Bücher, bei denen ich selbst entscheiden kann, ob ich sie lesen möchte oder nicht. Dann kann ich mich voll und ganz auf das jeweilige Buch einlassen und in der Geschichte versinken. Das funktioniert aber nur, wenn ich wirklich die Zeit dazu habe. Ist das Buch spannend, kann es auch ganz schnell passieren, dass ich alles um mich herum vergesse und selbst ein 800-Seiten-Buch innerhalb eines Wochenendes lese und fast alles um mich herum vergesse, so gefesselt bin ich von der Handlung. Und dann wieder kommt es vor, dass ich monatelang kein Buch in die Hand nehme und nicht im entferntesten daran denke, überhaupt eines zu lesen.

Umso schöner ist es dann, wenn die Zeit des Lesens wieder gekommen ist.Gerade jetzt zur Winterzeit gibt es doch nichts schöneres, als sich in eine Decke auf dem Sofa einzukuscheln und ein gutes Buch zu lesen.

Im Mai ging der erste Beitrag von Reiseinspiration einer Fernwehsüchtigen online. Auch damals hatte ich vorher wochenlang kein Buch gelesen, bis mir die Bücher aus dem damaligen Artikel in die Hände fielen. Nun wiederholt sich das Ganze.

Bei der heutigen Reiseinspiration in Form von Büchern habe ich wieder zwei Bücher zum Thema Reisen für dich ausgesucht. Zwei Bücher, die unterschiedlicher allerdings nicht sein könnten. Jedes handelt von der jeweiligen Art des Autors, zu verreisen. Das erinnert mich wieder an die verschiedenen Reisetypen, die uns in der Welt begegnen können. So erzählen die beiden Autoren von der Art des Reisens, die ihnen am Besten zusagt. Das eine Buch ist eine Reiseanleitung zum Glücklichsein und das andere handelt von der Kunst des Reisens. 

Sebastian Canaves: Off the Path - Eine Reiseanleitung zum Glücklichsein



Inhalt

In dem ersten Buch des Reisebloggers Sebastian von OFF THE PATH bündelt er sein über die Jahre gesammeltes Wissen rund um das Reisen und nimmt so die Leser mit hinter die Kulissen. So gibt er Tipps und Ratschläge, wie sich eine Reise abseits der ausgetretenen Touristenpfade planen lässt, was eine Weltreise kostet, welche Länder sich zu bereisen lohnen und was unbedingt bzw. auf gar keinen Fall in den Rucksack gehört. Angefangen mit einem Plädoyer dafür, weshalb das Reisen toll ist und was Backpacking ausmacht nähert er sich auch Themen wie die folgenden: Was erwarte ich von der Reise und wie viel Abenteuer soll geboten werden bzw. wie viel Sicherheit möchte ich oder wie kann ich Geld für den Trip sparen und verdienen? Gespickt wird das ganze dann mit ultimativen Packlisten für Roadtrips, den spektakulärsten Adventure-Locations, Weltwunder, die du gesehen haben solltest, den wohl sichersten Ländern zum Reisen und anderen Reiseanekdoten des Autors. Auch vermeintliche Geheimtipps dazu, wie man Athen am Besten entdecken kann oder was für einen Backpacker in Nicaragua sehenswert ist, werden beschrieben. So ist von A bis Z, von der Idee der Reise über die Planung, dem Davor, dem Währenddessen und auch dem Danach alles vorhanden und anschaulich beschrieben. Sebastian lässt bei seinen Beschreibungen nichts aus und erzählt auch mal von Dingen, die weniger schön sind. Zum Beispiel die Geschichte, als er, noch bevor er zum Reiseblogger wurde, in Sydney K.O Tropfen untergejubelt bekam und dazu noch von einem Auto angefahren wurde.

Gedanken zum Buch

Off The Path - Eine Reiseanleitung zum Glücklichsein. Ein Titel, der zunächst einmal wirklich spannend klingt. Eine Frage, die sich mir aber direkt schon beim Titel stellt, ist die, ob es das überhaupt gibt. Die eine Reiseanleitung zum Glücklichsein. Und sind die Destinationen, die im Buch beschrieben werden, wirklich so sehr off the path, wie der Titel vermuten lässt? Zwar fehlt in dem Buch wirklich nichts - oke, doch. Ganz persönlich hätte ich es noch schön gefunden, etwas mehr über Afrika zu lesen statt nur, dass es gefährlich ist und laut Sebastian nicht unbedingt als gutes Backpackerziel gilt.Verwunderlich ist es aber nicht, dass der afrikanische Kontinent im Buch kaum vorkommt, da die Tipps und Anleitungen, die der Autor gibt, auf die Länder bezogen sind, die er selbst in all den Jahren bereist hat.

Viele Informationen, die in dem Buch zum Reisen gegeben werden, finden sich auch auf dem Reiseblog des Autors wieder. Dennoch ist es gut, alles komprimiert in einem Buch zu finden und nicht noch lange danach suchen zu müssen. Sucht man etwas bestimmtes, verraten die einzelnen Unterkategorien der Kapitel schnell, an welcher Stelle es zu finden ist, was die Handhabung der Reiseanleitung, die das Buch ja sein soll, sehr einfach macht.

Etwas, das ich aber etwas schade finde, ist der unterschwellige Eindruck, dass Sebastians Art zu reisen die einzig beste ist, der während dem Lesen entsteht. Für den einen mag das stimmen, für den anderen aber nicht, denn die Arten zu reisen können so unterschiedlich sein wie die Menschen, die auf Reisen gehen. Zudem beschreibt er auf einer der letzten Seiten, woher man aktuelle Reise-Infos bekommt und dass man die Informationen dazu einzig und alleine auf seinem Blog und den dazugehörigen Social-Media Kanälen bekommt, was etwas unglücklich gewählt wurde, da es ja nicht nur den einen Reiseblog bzw. die eine Plattform für Reiseinformationen oder Inspirationen gibt.

Zum Abschluss des Buches, quasi am Ende der Reise, schließt der Autor das Fazit, dass Reisen zwar schön ist, das nach Hause kommen aber eben auch. So wird das Buch, das mit folgender Beschreibung, weshalb das Reisen toll ist, beginnt:

Mein bester Freund in der Kindheit war schwarz. Ich erinnere mich nicht, dass ich mir als Kind jemals Gedanken über seine Hautfarbe gemacht habe. Erst als meine Großeltern mich eines Tages von der Schule abholten und sagten: "Oh, du hast gar nie erwähnt, dass dein Freund schwarz ist.", wurde es mir erstmals bewusst. Als Kinder sind wir offen für alles und kommen gar nicht auf die Idee, dass äußerliche Unterschiede zwischen Menschen eine Rolle spielen könnten. Reisen hilft dir, dem Status quo zu entfliehen und die Welt wieder stärker mit "kindlichen" Augen zu sehen - ohne Vorbehalte und die Tendenz, Menschen anderer Kulturen in eine Schublade zu stecken.

mit einem schönen Schlusssatz beendet.

Redewendungen wie "Zurück zu den Wurzeln" oder "Es gibt keinen besseren Ort als zu Hause" kennen wir alle. Und nach vielen Jahren des Reisens kann ich bestätigen: Da ist was dran. 
Wenn ich auf Reisen bin, genieße ich es vorbehaltlos. Aber jedes Abenteuer hört irgendwann mal auf. Und mittlerweile freue ich mich auch auf das Nach-Hause-Kommen. 

Zielgruppe

Du planst gerade deine erste, längere Reise alleine und bist unsicher, wo es überhaupt hingehen soll, worauf du achten solltest und was alles zu der Reiseplanung dazu gehört? Dann ist das Buch genau richtig für dich. Du bekommst praktische Tipps und Erlebnisse des Autors an die Hand und kannst das Buch super zur ersten Orientierung nutzen. Für alle, die schon einige längere oder kürzere Reisen hinter sich haben ist das Buch zwar ganz nett, da alles von der Planung bis zum Zurückkommen komprimiert beschrieben wird, wirklich neue Informationen finden sich darin aber nicht. Dennoch lädt Off the Path zum Schmökern ein. 

Dan Kieran: Slow Travel - Die Kunst des Reisens



Inhalt

Der Reiseschriftsteller Dan Kieran schreibt eigentlich für verschiedene britische Zeitschriften und Zeitungen. Mit Slow Travel hat er ein Buch veröffentlicht, in dem er seine Philosophie des entschleunigten Reisens teilt. Ein Plädoyer für den Reisemüßiggang. Das besondere an seiner ganz eigenen Art zu verreisen ist, dass er nur auf dem Land- oder Seeweg unterwegs ist und in kein Flugzeug steigt, auch wenn das wesentlich schneller gehen würde. Kieran hat Flugangst, was ein erheblicher Grund dafür war, langsamer und bewusster zu reisen. Im Flugzeug ist man meist eingepfercht zwischen anderen Touristen und wird bei der Ankunft am Flughafen auch direkt als solcher erkannt. Reist man mit dem Zug trifft man oft auf Einheimische, nette Gespräche entstehen und am Bahnhof kann man sich einfach zwischen all die anderen Menschen mischen und bekommt dadurch, dass man aus dem Zugfenster bereits die Landschaft gesehen hat und die Landessprache gehört hat direkt das Gefühl, dazuzugehören. 

Diese Art zu reisen ermöglicht es, die Veränderungen beobachten zu können, die zwischen dem zu Hause und dem Ziel der Reise liegen. Man nimmt seine Umgebung viel intensiver wahr, als das bei einer Reise per Flugzeug der Fall ist, denn da steigt man in das Flugzeug ein, bekommt außer den Wolkenformationen am Himmel und vielleicht ab und zu einem kurzen Blick auf Bergmassive oder Städte, deren Strukturen man aus der Vogelperspektive kaum erkennen kann, nichts weiter mit und steigt am Zielflughafen wieder aus. In einem selbst verändert das rein gar nichts, während eine Reise auf dem See- oder Landweg einen selbst schon verändert, da man das Drumherum ganz anders wahrnimmt. 

Dan Kieran zeigt dir in seinem Buch, wie er das langsame Reisen sieht, wie er es praktiziert und wie er selbst und seine Weltanschauung sich dadurch verändert haben. Dazwischen finden sich immer wieder Reiseberichte aus früheren Zeiten und Literaturfragmente, die ihn inspirieren. Er gibt Tipps, wie sich langsame Reisen umsetzen lassen und erzählt anschaulich, wie sich das Reisen per Zug oder Schiff mit der Familie gestalten lässt und das es, gerade für Kinder, auch wirklich interessant sein kann, die Welt durch das Zugfenster zu entdecken. 

Gedanken zum Buch

Slow Travel ist ein Buch, dass sich von anderen Reisebüchern sehr abhebt, da der Autor sich nicht über alle anderen stellt und seine Art zu verreisen nicht als die einzig richtige ansieht. Für sich selbst hat er das langsame Reisen mit all seinen Vorzügen schätzen und lieben gelernt und gibt in dem Buch Anregungen, wie man gerade im Urlaub auch Entspannung und Erholung findet, ohne von einem Ort zum nächsten rennen zu müssen, um ja alles gesehen zu haben und auch den Weg zum Ziel genießen und bewusst erleben zu können. Kieran stammt aus Großbritannien, was mitunter ein Grund dafür sein mag, dass er es einfach anders machen möchte als die Inselbewohner und auch ein wenig aus Prinzip auf das Flugzeug verzichtet. Dennoch finde ich dieses entschleunigende Reisen sehr spannend und stimme in vielen Punkten mit ihm überein. Lange Autofahrten kenne ich noch von früher. Bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr habe ich kein Flugzeug von innen gesehen (bis auf die kleine Propellermaschine, in die ich mit vierzehn einsteigen musste und bei der ich froh war, als wir endlich die richtige Höhe erreicht hatten und ich mit dem Fallschirm heraus springen durfte) und lange Autoreisen gehörten einfach dazu. Im Winter waren es - ohne Stau - gut sieben Stunden Fahrtzeit nach Südtirol, im Sommer ganze vierzehn Stunden oder länger, bis wir in Südfrankreich, kurz vor der spanischen Grenze, ankamen. Und noch heute fahren wir mindestens einmal im Jahr die sieben Stunden in unseren Heimatskiort. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sich die Landschaft auf einer solchen Strecke verändert und wie sich ein ganz anderes Gefühl von Urlaub einstellt, wenn man mit dem Auto oder dem Zug reist, als es bei einer Flugzeugreise der Fall ist. 

Besonders schön ist, dass Dan Kieran zwar das langsame Reisen favorisiert, aber nie ein erhobener Zeigefinger mit im Spiel ist, der sagt, dass man dieses und jenes auf Reisen tun muss. Stattdessen liefert das Buch tolle Anregungen, bei denen es den Lesern und Leserinnen selbst überlassen bleibt, ob sie umgesetzt werden oder nicht. 

Zielgruppe

Gerade für diejenigen, die sich für die Faszination des Reisens, die verschiedenen Reisearten und die Philosophie, die dahinter steckt, interessieren, ist das Buch wirklich interessant. Es liest sich sehr einfach, gibt viel Inspiration und lädt geradezu dazu ein, sich auf das nächste Schiff zu begeben oder sich  in den nächsten Zug zu setzen und einfach trieben zu lassen. Du suchst nach Ideen, wie du deine Reisen bewusster erleben kannst oder wie du es schaffst, nach dem zweiwöchigen Jahresurlaub nicht gestresster zu sein als vorher und stattdessen erholt zurückzukommen? Dann ist Slow Travel genau das richtige Buch für dich. 

Liest du genauso gerne Bücher, die mit dem Reisen zu tun haben und hast einen Tipp für mich, welches Buch ich als nächstes lesen sollte bzw. welches Buch liest du gerade? Ab damit in die Kommentare. 

*Danke an den Ullstein Verlag, der mir Off the Path - Eine Reiseanleitung zum Glücklichsein kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Meine eigene Meinung bleibt davon unberührt. 

Keine Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Hier ist Platz für deine Sonnenstrahlen.

Ich freue mich über jeden einzelnen Sonnenstrahl von dir, der den Weg zu mir findet.