Paradies oder Hölle: Der Ort, an dem der Volta-Fluss und das Meer zusammenfließen

Eine Reise quer durchs Alphabet. Die perfekte Gelegenheit für 26 Blogger und Bloggerinnen, sich einen Buchstaben aus dem Alphabet auszusuchen und über eine Stadt, ein Land oder einen Fluss mit eben jenem Anfangsbuchstaben zu erzählen. Sabine hatte die tolle Idee, Stadt, Land, Fluss in dieser abgewandelten Form zu spielen. Während andere es sich wirklich schwer gemacht haben und sich augenscheinlich schwierige Buchstaben wie X für Xining widmen, habe ich es mir ziemlich einfach gemacht und mir direkt das A geschnappt. A wie Ada Foah oder "Der Ort, an dem der Volta-Fluss und das Meer zusammenfließen".



Geschichte


Die Landschaft rund um die Volta-Mündung ist einzigartig. Kein Wunder also, dass Ada Foah, die Hauptstadt des Dangme East Districts, als das wichtigste Kolonialreich der früheren Goldküste galt. In den alten Sagen wird erzählt, dass die Adali, die Menschen aus Ada,  Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Osten in die Region kamen, um sich in der Gegend um Big Ada niederzulassen.

Die Region wuchs Anfang des 18. Jahrhunderts, als die Stammeshäuptlinge entlang des Volta-Flusses dem Ada Matse, also dem König, Loyalität zusicherten. Heute wird er als Chief mit dem höchsten Rang über zehn verschiedene Familienstämme östlich und südlich des Voltas angesehen und regiert somit über eine Fläche von fast 20,000km².


Und heute? Heute ist Ada Foah zwar kein strategischer Stützpunkt zwischen Meer und Volta-Fluss mehr, dafür aber der perfekte Rückzugsort, um dem Lärm der ghanaischen Hauptstadt zu entfliehen.

Der Ort, an dem der Volta und das Meer zusammenfließen


Auf einer Landzunge zwischen den Sandstränden Adas und der Volta-Mündung im Osten befindet sich das Maranatha Beach Camp, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, nachhaltigen Tourismus im Land zu fördern. Ein Großteil der Einnahmen aus dem Camp kommen dem Dorf zugute. Kokospalmen rauschen im Wind, Seevögel tummeln sich am Strandabschnitt und läufst du ein paar Meter der Fluss hinauf, siehst du auch schon die Mangrovenwälder in der Ferne. Noch ein bisschen weiter kommst du an die Stelle, an die der Volta mit dem Meer eins wird.

Ada Foah ist ein Paradies für Tiere. Durch die einzigartige Landschaft rund um die Volta-Mündung begegnest du hier nicht selten Krokodilen, Affen, Seevögeln und auch großen Meeresschildkröten, die andernorts bereits vom Aussterben bedroht sind. Früh morgens, noch bevor die Sonne am Horizont erscheint und alles in goldenes Licht taucht, ist eine Fahrt mit einem der bunten, selbst geschnitzten Holzkanu ein absolutes Abenteuer. Alles um dich herum ist ruhig, du hörst nur die Geräusche des Flusses, den Wind in den Bäumen und ganz leise das Rauschen des Meeres. Ein einzigartiger Moment. Langsam gleitet ein Krokodil am Kanu vorbei und hoch oben in den Baumwipfeln springen Affen von Ast zu Ast. Ein perfekter Moment, den du in Ada Foah erleben kannst.

Die Schattenseite des Paradieses



Ada Foah besticht durch seine Schönheit und die Vielfalt, die es zu bieten hat. Die Region hat aber auch eine weniger paradiesische Seite. Die Schattenseite, die bei genauerem Hinsehen zum Vorschein kommt. Läufst du entlang der Fluss-Seite, bist du im Paradies. Läufst du auf der oben beschriebenen Landzunge am Meer den Strand entlang, ist der Anblick alles andere als paradiesisch. Denn hier trifft es Ada am härtesten. Ghana entwickelt sich von Jahr zu Jahr touristisch immer weiter. Es kommen aber nicht nur immer mehr Touristen ins Land, sondern auch immer mehr Importgüter. Importgüter, die natürlich mit Verpackung ins Land gebracht werden. Da die Abfallentsorgung in Ghana nicht so funktioniert, wie wir das zum Beispiel von Deutschland kennen, entsteht hier der Kern von Adas Hölle. Durch eine Meeresströmung wird kubikmeterweise der Müll aus der Hauptstadt Accra an Ada Foahs Küste geschwemmt. Von Plastikabfällen, verrostetem Elektroschrott bis hin zu kaputten Autoreifen - all das findet sich an den weißen Sandstränden. Früher noch waren die Bewohner stolz auf ihre weißen, feinen Sandstrände. Heute treffen sie sich vierteljährlich zu einer kollektiven Säuberungsaktion, die das Problem allerdings auch nicht löst, denn egal, wie oft der Strand gesäubert wird, die Meeresströmung schwemmt munter tagtäglich neuen Müll aus Accra nach Ada Foah.

Hölle oder Paradies?



Ich kenne keinen anderen Ort, der so zwiegespalten ist wie Ada Foah. Auf der einen Seite ist da die Schönheit der Volta-Mündung, die mich glauben lässt, wirklich im Paradies zu sein. Auf der anderen Seite das Meer, das den Bewohnern so viel geben könnte und ihren Lebensunterhalt sichern könnte, das aber nichts als Müll an die Küste schwemmt und die Fischer dazu zwingt, weit hinaus zu fahren, um überhaupt einen Fang an Land ziehen zu können. Weißer Sand auf der Flussseite, an der es schön ist, entlang zu spazieren und einfach einmal die Seele baumeln zu lassen und weißer, mit Plastik und anderem Müll übersätem Strand auf der Meerseite, bei der du dich fragst, wie man einen so wunderschönen Ort nur so kaputt machen kann. Und doch ist dieser Ort im Osten Ghanas ein kleines Paradies für mich. Ein Ort, an dem ich dem Großstadtlärm entfliehen kann, an dem es sich träumen lässt, ich eins mit der Natur sein kann und ein Ort, für den ich mir wünsche, dass die Seite am Meer irgendwann einmal genau so ausschaut wie die Seite des Volta-Flusses.


Kennst du auch so einen Ort, der Paradies und Hölle zugleich ist? Oder warst du selbst schon einmal in Ada Foah? Wie hast du das Dorf erlebt?

10 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Beitrag zu meinem Stadt-Land-Fluss-Projekt. Ja, solche zwiegespaltenen Orte gibt es sicherlich viele auf der Welt - gerade an Orten, die mit den Folgen der Zivilisation zu kämpfen haben.

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    1. Da sagst du etwas. Gerade an solchen Orten ist es oftmals schwierig, da sich die Folgen der Zivilisation nicht leugnen lassen und man direkt vor Augen geführt bekommt, was das eigentlich bedeuten kann. So muss dann jeder für sich selbst entscheiden, wie er mit solchen Orten umgeht.

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  2. Die Idee zu dieser Art Stadt-Land-Fluss ist wirklich klasse - und dein Bericht erst! Es ist wirklich schade, was Verpackungsmüll an Natur und Welt zerstört... Aber die Fotos an der Flusseite entlang vermitteln mr schon ein so tiefenentspanntes Gefühl, dass man den Ort vermutlich einfach lieben muss, wenn man da ist.
    Liebe Grüße,
    Malika

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    1. Freut mich, dass dir der Artikel gefällt.
      An der Flussseite ist es wirklich schön, da verliebt man sich dann schon relativ schnell in dieses Fleckchen Erde.Zumindest dann, wenn man die Umweltverschmutzung auf der Meerseite einmal außer Acht lässt.

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  3. Ich bin durch den Oktober-Kommentiertag zu dir gekommen und... es ist so schade - die Umweltverschmutzung :-( Wir machen Müll, andere leiden.

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    1. Das stimmt. Es wird ja schon nach Lösungen gesucht, aber einfach ist das nicht. Gerade an solchen Orten wie z.B Ada Foah. Vermutlich wird das auch erst aufhören, wenn sich da etwas an den Einfuhrbestimmungen solcher Länder ändert. Gerade können wir ja munter sämtliche Sachen in das Land bringen- sei es Elektroschrott, die Altkleidersammlungen oder sonstige Dinge, die dem Land und seiner Umwelt eher schaden, als dass sie einen nennenswerten Nutzen hätten.

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  4. Die Umweltverschmutzung ist wirklich ein riesen Problem! :(

    Herzliche Grüße

    Lenchen

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    1. Ja, leider. Ich finde es immer wieder schade, das mit anzusehen. Zum Glück wird ja nach Lösungen gesucht, was zumindest ein erster Schritt ist, um die Umweltverschmutzung dort vielleicht irgendwann doch in den Griff zu bekommen.

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  5. Da ich dank der lieben Ariane nun auch auf deinem Blog gelandet bin, muss ich jetzt auch was sagen. Deine Beiträge gefallen mir super, zumal ich schon ewig in Afrika verliebt bin! Die Fotos sind toll, aber die Umweltverschmutzung finde ich furchtbar :/ Hoffentlich versteht die Mehrheit der Bevölkerung bald, dass es so einfach nicht weitergehen kann...

    Du machst mir trotzdem richtig Lust auf Afrika, am liebsten würde ich sofort loslegen und euch bei euren Projekten unterstützen! :)
    Liebe Grüße,
    Nina

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    1. Hi Nina,

      freut mich, dass dir die Beiträge gefallen und du auch so von Afrika schwärmst.
      Die Umweltverschmutzung ist wirklich schlimm. Zwar wird schon einiges dagegen getan, aber leider noch nicht genug. Dennoch sind die Projekte, die bereits gegen die Umweltverschmutzung durchgeführt werden, ein Weg in die richtige Richtung.

      Wenn du uns bei unseren Projekten unterstützen magst, dann melde dich einfach. Wir freuen uns über jeden, der uns in Ghana besucht und unsere Projekte unterstützt.

      Liebe Grüße,
      Wibke

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