Faszination Afrika - ein Geständnis



Afrika. Ein Kontinent voller Mythen und Geschichten. Voller Bilder, die wir über ihn malen und voller Gedanken, die wir mit ihm verbinden. Ein Kontinent, der es einem kaum möglich macht, ihn zu verstehen, selbst wenn man noch so tief in ihn hinein taucht.


Langsam wird es Nachmittag in Accra. Am strahlend blauen Himmel sind vereinzelt Wolken zu sehen. Ich sitze am Strand, ein Star Beer steht vor mir auf dem Tisch. Den Blick habe ich aufs Meer gerichtet. Schaue ich nach hinten fällt mein Blick auf die Ansammlung kleiner Wellblechhäuser, die sich hier aneinander reihen und die diesen Ort so zeigen, wie er wirklich ist. Würde ich davon ein Foto knipsen und es in Deutschland Freunden und Familie zeigen, würde es genau dem entsprechen, was viele über Afrika denken. Das typische Bild von Afrika stellt sich ein. 

Afrika. Das Fleckchen Erde, das vielen als hoffnungslos erscheint, dass für sie als erstes den Gedanken "Dritte Welt" hervorruft. Der Punkt auf der Landkarte, den viele mit dem typischen Bild assozieren, dass wir durch die Medien suggeriert bekommen. Krankheiten, Katastrophen, Armut. 

Dieser ursprüngliche Kontinent, der so viele andere Bilder malen kann, wenn man sich darauf einlässt, ist geprägt von ewigen Klischees und Missverständnissen. Der schwarze Kontinent, der zwiegespaltene Gedanken hervorruft. Ob es nun die fragenden Gesichter sind, in die ich blicke, wenn ich erzähle, dass ich nach Ghana reise oder die Ungläubigkeit, die damit einher geht. "Was willst du denn da?" Ist das nicht verdammt gefährlich?" "Dort kannst du doch nicht alleine auf die Straße gehen". Oder ob es Interpretationen eines ganzen Kontinents sind, die sich eigentlich nicht pauschalisieren lassen, die aber dennoch pauschalisiert werden. 



Afrika, das ist fröhliche Armut. Das sind Menschen, die nichts haben, die aber trotzdem lachen und immer alles mit anderen teilen. Ein weiteres Klischee, das sich über die Jahre hinweg in die Köpfe eingebrannt hat. Und auch ich muss zugeben, dass man, sobald man sich auf Afrika eingelassen hat, glaubt, sich leichter und freier zu fühlen. Sorgenfreier. Nur um kurz darauf, wenn der Zauber dieses vielfältigen Kontinents wieder erloschen ist, zurück zu blicken auf ein Abenteuer, dass das eigene Leben ein bisschen spannender, ein kleines bisschen interessanter macht. 

Zurück in der Heimat dann wieder der Zwiespalt, mit dem Afrika wohl immer kämpfen werden muss. Die einen meinen Afrika zu "kennen", weil sie auf einer zweiwöchigen Luxus-Safari waren, die anderen meinen diesen einzigartigen und vielfältigen Kontinent zu kennen, weil sie die Nachrichten schauen oder die Zeitung lesen.  Und die anderen?

Was ist mit denen, die sich wirklich auf den afrikanischen Kontinent einlassen? Diejenigen, die sich nicht von den Klischees, den Mythen über Heiler, Katamotobi und Hexen und den Geschichten über Krankheit, Korruption und Armut abschrecken lassen? 

Das sind die Menschen, die Afrika fasziniert. Die sich dem Kontinent verbunden und durch eine unsichtbare Kraft angezogen fühlen. Das sind die Menschen, die ein anderes Bild von Afrika zeichnen und für die der Kontinent mit seinen 53 verschiedenen Ländern eine unglaubliche Faszination ausübt. 


Für all diese Menschen ist Afrika kein schwarzer Fleck auf der Landkarte, sondern ein Fleckchen Erde, der vor Farben nur so leuchtet und uns ein gänzlich anderes Bild zeigt. Ein Bild, das wir gezeigt bekommen, wenn wir uns einlassen auf diesen Kontinent mit all seinen Facetten. Mit all seinen Farben, Gerüchen und Geschmäckern. Denn dann, dann gibt uns Afrika etwas zurück. Genau beschreiben lässt sich dieses Etwas nicht, aber es ist etwas, das uns tief im Herzen berührt und nicht wieder loslässt. 

Afrika kann so viel mehr als das, was uns durch die Medien gezeigt wird. Wie Afrika das macht? Ich weiß es nicht. Aber in all der Zeit, die ich bisher auf dem schwarzen Kontinent verbringen durfte, habe ich eines gelernt. Dass es in Afrika oftmals unendlich weit weg erscheint, die Dinge ergründen und verstehen zu können. Etwas, das für mich früher nicht vorstellbar gewesen wäre, da ich immer versuchte auf alles eine plausible Antwort zu finden und alles bis ins kleinste Detail zu verstehen. In Afrika ist es nicht nötig, alles zu ergründen. Und ist es nicht auch viel spannender und schöner, wenn man sich einmal darauf einlässt, nicht alles verstehen zu müssen? Solange wir uns darauf einlassen und die Dinge dort nehmen, wie sie sind, wird sich uns dieser Punkt auf der Landkarte von einer seiner schönsten Seiten zeigen und etwas bereit halten, mit dem wir so nicht gerechnet hätten. 


Afrika. Das sind weiße, palmengesäumte Sandstrände, atemberaubende Landschaften, weitläufige Nationalparks und so viel mehr, das fasziniert. Es sind Lebensweisen, die wir so nicht kennen und eine Kultur, die so vielfältig ist, dass ganze Bücher damit gefüllt werden. 

Und dennoch, Afrika ist vor allem eines: ein Kontinent voller Faszination, der nicht mehr loslässt, der es uns manchmal leicht, immer wieder aber auch schwer macht, ihn zu ergründen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, sollten wir nicht aufhören zu versuchen zu verstehen. 

Denn auch wenn das nicht immer klappt, wir scheitern und es eigentlich schon fast wieder bleiben lassen möchten, genau dann sollten wir es weiter versuchen. Und irgendwann, ganz langsam, werden wir ihn vielleicht doch verstehen, diesen ganz ursprünglichen Kontinent mit all seinen Farben. 

Was fasziniert dich an Afrika? Warst du vielleicht sogar selbst schon dort und hast versucht, den Kontinent zu ergründen? Gehörst du eher zu denen, die einen Bogen um Afrika machen? Oder bist du jemand, der das Ganze ähnlich wie Lynn sieht, die sich fragt: "Warum eigentlich nicht Afrika?" Erzähle es mir in den Kommentaren. 

9 Kommentare

  1. Hallo Wibke,
    also wir sind Afrika-Fans. Wir lieben hauptsächlich den südlichen Teil, wie Kenia, Tansania, Namibia, Botswana und Südafrika. Nach unserer ersten Reise haben wir die Menschen, Tiere und Landschaft ganz tief in unser Herz geschlossen und kehren in regelmäßigen Abständen immer wieder zurück. In wenigen Wochen werden wir erneut nach Südafrika reisen und freuen uns schon sehr auf die liebevollen Menschen, die tolle Tier- und Pflanzenwelt und das leckere Essen :-)

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    1. Hallo Frank,

      ja, oft sind es die Menschen, die Tiere und die Landschaften, die an einem anderen Kontinent das für uns faszinierende sind. Gerade diese Begegnungen machen die Faszination Afrika auch für mich aus.
      In den südlichen Teil Afrikas habe ich es leider noch nicht geschafft, aber das kommt sicher noch.Schön, dass ihr bald wieder auf reisen nach Südafrika geht. Auf eure Berichte dazu bin ich schon gespannt.

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  2. Hallo Wibke,

    ich war leider bis jetzt erst einmal in Afrika, und das in Südafrika. Das kam mir doch alles zum großen Teil sehr europäisch vor, gerade in der Kapregion. Erst im Krügerpark und Swaziland habe ich einen kleinen Eindruck von Afrika bekommen und es hat mir sehr gut gefallen. Auf jedenfall möchte ich nochmal nach Afrika und es intensiver erleben. Dann wahrscheinlich Namibia/Botswana.

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    1. Hallo Ina,
      Südafrika ist ja ein gutes "Einsteigerland" für Afrika, eben einfach, weil es nicht ganz so extrem ist wie eben einige andere afrikanische Länder. Schön, dass du dennoch einen kleinen Eindruck von Afrika bekommen konntest und es dich wieder auf diesen tollen Kontinent zieht.

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  3. Hallo Wibke!
    Du hast mir aus der Seele gesprochen.Ich finde Afrika auch fazinierend, seit ich dort gewesen bin.Ich werde mich auch in 2 Wochen auf das Abenteuer einlassen und nach Accra ziehen.Mich hat die Lebensfreude und die Herzlichkeit der Menschen so beeindruckt und ich hoffe, dass auch etwas von dieser positiven Lebensalter auf mich überspringt.Mich halten auch die meisten für verrückt und können nicht verstehen, wie man aus dem ach so reichen Deutschland nach Afrika ziehen kann.Aber ich bin überzeugt davon, daß richtige zu tun.
    Danke für deinen Blog und deine Lieblingsplätze, die ich hoffentlich demnächst selber besuchen kann.
    LG Sabine

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    1. Hallo Sabine,
      schön, dass du den Blog gefunden hast. Wenn man einmal dort war lässt Afrika einen nicht mehr los. Umso beeindruckender finde ich es, wenn Menschen, so wie du, den Mut haben, das zu tun, was für sie richtig ist und wenn es heißt nach Accra auszuwandern. Ein wirklich toller Schritt, den du da gehst.
      Von der Lebensart der Ghanaer springt sicherlich der ein oder andere Funke auch auf dich über und all die Lieblingsplätze am Meer, die ich auf dem Blog schon beschrieben habe, kannst du ja auch einmal besuchen. Lasse mich dann gerne wissen, wie es dir in Accra so ergeht und ob dir die Lieblingsplätze genau so gut gefallen haben. Und wer weiß, vielleicht laufen wir uns ja eines Tages in Accra mal über den Weg.

      Dir alles Gute für den Start in Accra.
      Liebe Grüße zurück

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  4. Hallo Wibke!
    Ich werde in 2 Wochen nach Accra ziehen, da ich mich in Afrika und die Lebensalter der Ghananer verliebt habe.Viele können es nicht verstehen, dass man aus dem reichen Deutschland wegzieht, aber ich habe die Annehmlichkeiten der westlichen Welt lange genug genossen und möchte mich jetzt auf etwas Neues einlassen auch wenn das mit Dumsor , also der Energieknappheit verbunden ist.Deine Lieblingsplätze werde ich hoffentlich bald selber besuchen können. Mach weiter so mit deinem Blog.
    LG Sabine

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  5. Hey, danke fürs Teilen. Ich hätte mich gerade beim Afrika-Thema über bunte Bilder gefreut. Bunte Kleidung, wärmende Sonnenstrahlen und rote Erde - das gehört für mich einfach auch dazu. Aber sonst natürlich ganz, ganz toll. Schön, dass wir diese Liebe teilen.

    Herzlichst Marlene alias Couchabenteurer

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    1. Danke für das Kommentar, Marlene.
      Schön, dass du den Kontinent auch so liebst.
      Stimmt, bei dem Afrika-Thema denkt man automatisch an die bunten Farben, die farbenfrohe Kleidung und das alles- aber zum Text passen, finde ich, die schwarz-weiß Fotos einfach perfekt, denn sie zeigen das Thema von einer anderen Seite.

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Hier ist Platz für deine Sonnenstrahlen.

Ich freue mich über jeden einzelnen Sonnenstrahl von dir, der den Weg zu mir findet.