Noch heute, nach 162 Tagen, kann ich es hören. Das Geräusch der Wellen, wie sie um die Steine, auf denen ich stehe, tanzen. Manche größer, manche kleiner, jede mit ihrem eigenen Klang. Der Blick auf die Weite des Ozeans, den ich nicht abwenden kann. So stehe ich hier, Minute um Minute. Und warte. Warte auf ein Zeichen, auf ein Gefühl. Gedanken der letzten 40 Tage, die wir zusammen verbracht haben, vermischen sich mit Zukunftsgedanken. 40 Tage zusammen eingetauscht gegen mindestens 162 Tage ohneeinander. Noch heute kann ich es riechen. Den Geruch des Ozeans. Hier an diesem Ort riecht er anders als an anderen. Es riecht nach salzigem Meerwasser, nach roter Erde und nach Freiheit, aber auch nach etwas anderem. Etwas, das ich hier nicht wirklich in Worte fassen kann. An diesem Ort vermischen sich Zukunft und Vergangenheit. Die Gegenwart bleibt außen vor. Gerade frage ich mich selbst, weshalb ich hier überhaupt stehe. Es gibt nichts zu sehen außer den weiten Ozean, die Wolken, in denen sich die Sonnenstrahlen brechen, und es gibt nichts zu hören außer das Meeresrauschen. Ich sollte umdrehen und es einfach bleiben lassen, aber ich kann nicht. So stehe ich weiter hier. Minute um Minute. Und du? Du stehst ein bisschen entfernt hinter mir. Ich kann deinen Blick nicht sehen, aber ich weiß, dass du nicht wie ich den Ozean anstarrst, sondern mich. Als würdest auch du auf etwas warten. Woran denkst du? Warten wir vielleicht sogar auf das Gleiche? Ich frage mich, ob wir hier, an diesem wunderschönen Platz, irgendwann wieder zusammen stehen werden. Ob uns die letzten 40 Tage verändert haben, wir noch das Selbe denken und fühlen. So wie es war, als wir zum ersten Mal an diesen Platz kamen. An diesen Ort, der wie Musik in meinen Ohren klingt. An diesen Ort, von dem ich auch heute, nach über 4 Jahren, nicht sagen kann, weshalb er mich so in seinen Bann zieht. Weshalb du mich so in deinen Bann ziehst. Meeresrauschen gemischt mit Meeresgedanken. Wie lange werde ich wohl das Fernbeziehungsmädchen und du der Fernbeziehungsjunge bleiben? Ausgesucht haben wir uns das nicht, genauso wenig, wie wir uns diesen Ort am Meer ausgesucht haben. Nun müssen wir damit leben. Mit dem Ort und mit den Umständen. Dem Meer vor uns und der Welt dahinter. Wie lange das noch so weiter gehen wird wissen wir nie. Auch nicht, wie lange es dauert, bis wir wieder zurück an dem Ort sind, an dem wir Stunden verbringen können, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Manchmal braucht es keine Worte, manchmal reicht es, zu fühlen. Ich weiß, du bist oft auch alleine hier und lässt die Wellen um die Steine tanzen, auch wenn ich nicht da bin. Aber es ist nicht das Selbe. Und wieder werden ein paar Wochen gemeinsam gegen Monate getrennt eingetauscht.
Manchmal braucht es keine Worte, manchmal reicht es zu fühlen. Wow. Diese Worte sind wie eine Steicheleinheit für Herz und Seele. Und ich kann immer und immer wieder über eure Ausdauer, Einstellung und Geduld nur staunen. Für mich wäre bereits eine Wochenend-Beziehung etwas, was ich mir zweimal überlegen würde. Wenn man emotional ohne einander nicht kann, wie soll man die geographische Distanz bewältigen? Aber euch trennen nicht fünf Tage, euch trennt ein ganzer Kontinent. Und trotzdem kriegt ihr es hin. Und strahl, lebt, seid heller als so manches stinknormales Paar auf Tagesbasis.
AntwortenLöschenIch bewundere euch dafür. Ich bewundere dich dafür. Und deine Beschreibung vom Ozean, von Wellen, von ihm, von den Emotionen - es ist unglaublich. Als ob ich selbst hier wäre. Ich glaube sogar, ich bin es wirklich - jedes mal wenn ich einen Post von dir lese. <3
Danke für deine Worte.
AntwortenLöschenManchmal kann man sich eben nicht aussuchen, was passiert. Mit der Liebe ist es so eine Sache- entweder man verliebt sich oder eben nicht. Passiert es, dann sind die Umstände zweitrangig. Zwar überlegt man schon kurz, ob man das alles möchte, aber der Gedanke wurde bei uns schnell wieder beiseite geschoben, da für uns diese geographische Distanz kaum eine Rolle mehr spielt. Schaut man in Landkarten, sieht man Ozeane, Länder und Grenzen- all das existiert aber nur auf dem Papier und nicht in unseren Herzen. Das macht für uns vielleicht den Unterschied.
Du kennst die Geschichte von Anfang an- wenn dann meine Texte noch das Gefühl vermitteln, dass du selbst dabei bist, ist es für mich etwas wunderschönes. Danke dir dafür. <3